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Online Extra
30.04.2024, 11:45:12 / Sport
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Er zuckt noch

So läuft es in der Brasilianischen Meisterschaft
Von André Dahlmeyer
So etwas wie Lebenszeichen: Renato Portaluppi und seine Schützli
So etwas wie Lebenszeichen: Renato Portaluppi und seine Schützlinge bejubeln ihren 1:0-Sieg gegen Estudiantes de la Plata (La Plata, 23. April 2024)

Einen wunderschönen guten Morgen! Kaum hatte ich in dieser Zeitung den krassen Fehlstart von Grêmio Porto Alegre in Brasileirão und Copa Libertadores thematisiert, schon zuckte der vermeintlich im Sterben liegende Klub auch schon wieder. Erst folgten zwei Heimsiege gegen Paranaense und Cuiaba – gut, letztere verteidigen punkt- und torlos auch eisern die Rote Laterne der Meisterschaft der Brasucas. Dann überraschte der Tricolor Gaúcho in der Copa Libertadores die Argentinier von Estudiantes auswärts in La Plata, wo das vom Henker des HSV, Renato Portaluppi, dirigierte Team in Unterzahl mit 0:1 vom Platz ging. Die ersten Punkte für Grêmio, doch daheim in der Arena do Grêmio, dürfen Estudantes und The Strongest aus La Paz noch schaulaufen. Die Achtelfinals der Libertadores sind wieder in Reichweite. Eingeweiht wurde die Arena übrigens vor zwölf Jahren mit einem Match gegen den HSV, als Hommage an das Weltpokalfinale, das beide Klubs 1983 in Tokio bestritten.

Am Wochenende gab Grêmio mir wieder Recht und war bei Bahia in San Salvador unterlegen (0:1). Der ehemalige Atlético-Madrid-Star Diego Costa erhielt auf der Bank die rote Fleppe, längst ausgewechselt – seinen Zenit hat er übrigens überschritten, schon bei Chelsea faulte er langsam an. Solche Fälle erinnern mich immer an Claudio Paul Caniggia bei der Asien-WM 2002, der damals den Schiri beleidigt hatte. Er spielte bei der schlechtesten WM der Argentinier aller Zeiten keine Minute. Keine Ahnung, warum Marcelo Bielsa ihn überhaupt mitgenommen hatte, vielleicht als Maskottchen.

Den Brasileirão führt nach dem 2:0 im Maracanã gegen das von Adenor Bacchi (Tite) gecoachte Flamengo der Lokalrivale Botafogo an, gefolgt von dem von Ex-Barça Gabriel Milito trainierten Atlético Mineiro (3:0 bei Cuiaba) und dem Brauseklub Bragantino (1:1 bei Fortaleza) aus São Paulo. Vasco da Gama aus Rio de Janeiro verlor zu Hause erdrutschartig mit 0:4 gegen den Criciúma EC aus dem Bundesstaat Santa Catarina – die dritte Niederlage in Folge, das war zu viel, der argentinische Trainer Ramón Díaz, der im Juli vergangenen Jahres anheuerte und den Cariocas noch die Klasse gesichert hatte, musste gehen. Díaz war 1979 in Japan der Torschützenkönig der zweiten U20-WM (damals noch U19), die Argentinien überragend im Finale gegen den Titelverteidiger Sowjetunion mit 3:1 gewann. Seitdem waren Maradona und Ramón Díaz Todfeinde, niemand stiehlt Diego ungestraft die Show. Der Rauswurf von Díaz wurde vom Klub bereits Minuten nach Abpfiff auf X (ehemals Twitter) verbreitet, war also vermutlich schon vor dem Match beschlossen. Als Interimstrainer wurde Rafael Paiva bestimmt, der bislang das U20-Team des Klubs betreute. Das Spiel endete mit Schmähchören.

Vasco liegt aktuell auf einem Abstiegsplatz, nur einen Punkt davor stehen Klub-Vizeweltmeister Fluminense, der siebenfache Meister Corinthians, Herzensklub von Staatspräsident Lula da Silva, und Pokalgewinner FC São Paulo. Auch Titelverteidiger SE Palmeiras hängt noch in den Seilen. Die südamerikanischen Ligen sind deutlich kompetitiver als die europäischen und also ausgeglichener, beinahe immer kann jeder jeden schlagen.

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