Längst ist klar: Bei »Stuttgart 21« geht es um
viel mehr als den Bau eines Tiefbahnhofs. Es geht um
Lebensqualität, Ökologie, sinnvollen Ressourceneinsatz
– und darum, wer in wessen Interesse die Entwicklung der
Gesellschaft bestimmt. Walter Sittler, Schauspieler und
öffentliche Figur im Widerstand gegen das milliardenschwere
Prestigeprojekt, schreibt im Vorwort zum dieser Tage erscheinenden
Buch »Stuttgart 21 – Oder: Wem gehört die
Stadt«: »Das Individuum mit seinen Lebenszielen
scheint, trotz gegenteiliger Behauptungen, immer mehr globalen und
für viele undurchschaubaren finanziellen Interessen diverser
Wirtschaftsverbände geopfert zu werden, nicht nur in diesem
Staat.«
Dagegen haben sich die bislang nicht gerade als protestverliebt
geltenden Schwaben erhoben. Für Sittler speist sich »die
Breite, die Qualität und die schier unfaßbare
Kreativität dieses Widerstands (…) auch aus dem
dringenden Wunsch, in einer von Menschen für Menschen
gemachten Stadt leben zu wollen und nicht zum Objekt einer auf
Prestige und Macht ausgerichteten Politik zu werden«. Diese
Kreativität und Vielseitigkeit spiegelt sich auch in den
Buchbeiträgen. So schreibt der Regisseur Volker Lösch
über die »Stuttgarter Kultur-Revolte«, die
Linke-Bundestagsabgeordnete Sabine Leidig macht sich über die
Rolle der Frauen in der Bewegung Gedanken, und Jugendliche
berichten von ihren Erlebnissen bei der Räumung des
Schloßgartens am 30. September. (dab)
Volker Lösch/Gangolf Stocker/Sabine Leidig/Winfried Wolf
(Hg.): Stuttgart 21 – Oder: Wem gehört die Stadt.
PapyRossa-Verlag Köln, 184 Seiten. 10,00 Euro. Das Buch wird
am 23. November (19 Uhr) in der jW-Ladengalerie in Berlin-Mitte
vorgestellt.