In der von Marokko 1975 besetzten ehemaligen spanischen Kolonie
Westsahara leben über 400000 Menschen. Zwischen 150000 und
200000 saharauische Flüchtlinge befinden sich seit ihrer
Vertreibung im Exil an Orten in der südalgerischen Wüste
nahe der Stadt Tindouf.
Das an Bodenschätzen reiche Wüstengebiet ist
international wegen der weltweit größten
Phosphorvorräte und vermuteter Ölvorkommen ebenso wie
wegen der fischreichen Atlantikküste begehrt. Bereits Anfang
der neunziger Jahre sollte in der letzten Kolonie Afrikas ein
Referendum über den zukünftigen Status des über
266000 Quadratkilometer großen Gebiets (zum Vergleich: BRD
357000) unter Kontrolle der »UN-Mission für die
Organisierung eines Selbstbestimmungsreferendums in der
Westsahara« (MINURSO) durchgeführt werden. Das
scheiterte bis heute an der Blockade der Besatzungsmacht sowie
Spaniens, Frankreichs und anderer westlicher Staaten ebenso wie an
offensichtlich mangelndem Willen seitens der UNO, das Problem zu
lösen.
Am 10. Mai 1973 hatte die westsaharauische Befreiungsbewegung
Polisario (Frente Popular para la Liberaciòn de Saguia al
Hamra y Rio de Oro) mit ihrem Aufruf »Die Freiheit kommt aus
den Gewehrläufen« erstmals den bewaffneten Widerstand
gegen »Imperialismus und das faschistische Spanien«
propagiert und keine zwei Jahre darauf bereits größere
Teile der Westsahara kontrolliert. Spanien sah sich zwar gezwungen,
das ab 1884 okkupierte Gebiet zu räumen, nicht ohne es jedoch
im Madrider Abkommen von 1975 »Nachfolgern« in Gestalt
des Königreichs Marokko und der Islamischen Republik
Mauretanien zu »übertragen«.
Insbesondere das marokkanische Militär – Mauretanien zog
sich später aus der Westsahara zurück – zerschlug
die Polisario-Hoffnung auf eine eigene, sozialistischen Ideen
aufgeschlossene, an Gleichheit und sozialen Rechten orientierte
»Republik« in der Sahara. Die Bevölkerung floh ins
Landesinnere. 25000 Menschen starben Anfang 1976 im Phosphor- und
Napalmbeschuß von Rabats königlicher Luftwaffe. Auf
südalgerischem Gebiet um die Oasenstadt Tindouf
entstanden vier Flüchtlingslager, selbstverwaltet, aber bis
heute nahezu vollständig abhängig von ausländischer
Hilfe.
Der eigene westsaharauische Staat, die »Demokratische
Arabische Republik Sahara« (DARS), wurde von der Polisario am
27. Februar 1976 proklamiert. (gs)
Salek Baba Hassana und Sevim Dagdelen (MdB DIE LINKE,
Fraktionssprecherin für internationale Beziehungen)
informieren und diskutieren am heutigen Freitag, 21.5., 19 Uhr, in
der jW-Ladengalerie zum Thema
»Selbstbestimmung für die Westsahara«