60 Jahre ohne Reue
Japan gedachte am Jahrestag der Kapitulation am 15. August 1945 vor allem der eigenen Opfer – und ehrt die eigenen Kriegsverbrecher
Jürgen Elsässer, TokioNur im Millimetertempo schiebt sich die kaum übersehbare Menschenmenge im Zentrum Tokios vorwärts. Obwohl sich die Sonne in Wolken hüllt, lastet eine unerträgliche Schwüle über dem Yasukuni-Schrein, einem drei Fußballfelder großen Open-Air-Gedenkareal für die japanischen Kriegstoten. Kein Lüftchen weht – ersatzweise wedeln die Wartenden mit Fächern in den japanischen Nationalfarben. Vereinzelt sieht man junge Leute, die das Kriegsbanner der Kaiserlichen Armee auf dem T-Shirt oder auf der Jacke tragen. Wer endlich schweißdurchnäßt am Spendenaltar angekommen ist, wirft einige Münzen hinein, klatscht zweimal in die Hände, verbeugt sich tief und verharrt einen Augenblick mit aneinandergelegten Handflächen im stillen Gebet. So gebietet es die Sitte im Shintoismus, der Nationalreligion des Inselreiches.
Platz für die Seelen
Über den Tag hinweg mögen es vielleicht hunderttausend sein, die in einer nicht abreißenden Prozession der Gefallenen gedenken. Übe...
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