Der deportierte Professor
Henri Pirenne als »unbekannter Klassiker« wiederentdeckt. Neue Ausgabe der Sozial.Geschichte stellt außerdem Faschismusbegriff zur Debatte
Werner RöhrDer belgische Historiker Henri Pirenne (1862-1935) ist eine der Schlüsselfiguren für die Geschichtswissenschaft des frühen 20. Jahrhunderts. Er hatte an belgischen, deutschen und französischen Universitäten studiert, und diese internationale Ausbildung verhalf ihm zu innovativen Fragestellungen, er kann als Vorreiter einer problemorientierten sozialgeschichtlichen Komparatistik gelten. Pirenne beeinflußte Lucien Febvre, Marc Bloch und Fernand Braudel und war faktisch der Pate des Annales-Projektes.
Vor 1914 galt Pirenne als Verfechter »deutscher Gelehrsamkeit« und vermittelte zwischen deutscher und französischer Geschichtswissenschaft. Wegen seines Protestes gegen die von der deutschen Besatzungsmacht in Belgien praktizierte »Flamisierung« der Universität Gent wurde der Zivilist verhaftet und nach Deutschland deportiert, die Jahre zwischen 1916 und 1918 verbrachte er im Kriegsgefangenenlager bzw. Hausarrest. Hier begann er, die ihm vertraute deutsche H...
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