OSZE-Konferenz gegen Antisemitismus: Welche praktischen Konsequenzen sind nötig?
jW sprach mit Kurt Goldstein (geb. 1914). Er ist Ehrenvorsitzender des Internationalen Auschwitzkomitees. Er war Teilnehmer der Antisemitismuskonferenz der OSZE am 28./29. April in Berlin
Arnold SchölzelF: Was ist für Sie Antisemitismus?
Als ich mit neun Jahren zur Oberrealschule kam, wurden wir in der neuen Klasse dem Alphabet nach ins Klassenbuch eingetragen. Als ich dran war, sagte ich meinen Namen Goldstein und der Herr Studienrat fragte mich, ob ich noch einen Bruder auf der Schule habe. Stolz sagte ich: »Ja, mein großer Bruder ist in der Prima.« Vom Lehrer kam ein knackiges »Setzen!« Da saß ich ein paar Minuten, als der Kerl hinter seinem Pult aufspringt, die Fäuste nach vorne nimmt und auf mich zukommt mit: »Goldstein, Lump, Prolet, Schuft, Schubiak – raus hier!« Er hat mich aus der Klasse rausgeschmissen. An diesem Tag im April 1924 habe ich zum ersten Mal aggressiven Antisemitismus erlebt. Das ist jetzt 80 Jahre her. Seit dieser Zeit lebe ich mit der Existenz von Antisemitismus.
Wohin Antisemitismus führt, habe ich in den 30 Monaten, die ich von Juli 1942 bis zum 17. Januar 1945 in Auschwitz war, erfahren. Ich sage: Dieser Antisemitismus m...
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