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Manchmal kommen sie wieder
Frank SchäferMeine Mutter sieht Verstorbene. Der Tod von Angehörigen erweitert ihre Wahrnehmung. Sie riecht den Tabakqualm ihres Schwiegervaters im Wohnzimmer, als säße er ihr rauchend gegenüber, ihr Vater steht in der Haustür, als käme er noch einmal zum Kaffeetrinken vorbei, und ihre Mutter spricht sie lebhaft aus dem Nebenraum an. Nach ein paar Monaten legen sich ihre Gesichte wieder, ein Imaginationsüberschuss, der bei ihr zum Trauerprozess gehört und sie nicht sonderlich beunruhigt. »Das sind die Nerven!« sagt sie und schüttelt über sich selbst verstimmt den Kopf.
Als mein Vater starb, befürchtete sie nichts. »Wir haben eine so glückliche Ehe geführt«, erzählt sie mir ein paar Wochen nach der Trauerfeier, »er wird mich nicht erschrecken.«
Dafür hatte ich jetzt auf einmal Angst, dass ich ihre Neurasthenie geerbt haben und er mir erscheinen könnte. Eine menschliche Urangst, wie Eliot Weinberger in seinem kulturhistorischen Parforceritt über »Die Toten« erläutert. »Di...
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