Rotlicht: Genossin/Genosse
Ken Merten»Genosse, ja / Genosse, ja / Genosse, ja / Drem bleib’n mr noch e weng do«, heißt es im Kehrreim des Barden Anton Günther – nicht. Dass es sich um eine Fehlleistung des Hörers handelt, entlarvt die Liedpostkarte, auf der das Lied 1903 erstveröffentlicht wurde. Nix »Genosse, ja«, sondern »E nu sa ja«. Eine Lautmalerei, die selbst erzgebirgische Muttersprachler nicht recht hinterblicken, auch wenn sich phonisch, weniger syntaktisch, aufdrängt, es einzudeutschen in »Hey, nun sag schon ja«, an das die Zeile »Drum bleiben wir noch ein wenig da« anschließt. Zu Weihnachten ist das Volkslied, das die Gemütlichkeit des geschützten Beisammensitzens in stürmischen Zeiten verhandelt, ein unschlagbarer Renner in der Region seiner Herkunft. Man hört es zigmal und kann trotzdem nicht aufhören, sich zu verhören.
Nennt wer wen Genossin, dann glauben zur Zeit viele, sich zu verhören: Den einen killert das Staubige im Ohr, wie bei der Anrede »Fräulein« oder »Knabe«. Sich mit...
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