Der Rhythmus der Produktion
Ichzeit und Weltzeit: Indem er uns »in Flow« hält, verformt der Kapitalismus unser Zeitempfinden
Götz EisenbergZur Einschulung schenkte mir mein Großvater eine Armbanduhr. Sie lag in einer aufklappbaren Schatulle und hatte ein dunkelbraunes Armband aus Leder. Meine Armbanduhr war das Produkt einer alten deutschen Uhrenmanufaktur, besaß ein schlichtes Ziffernblatt und musste einmal am Tag aufgezogen werden. Der Großvater hob mich auf seinen Schoß und zeigte mir, wie das Aufziehen vonstatten zu gehen hatte. Man hatte unbedingt darauf zu achten, dass man die Uhr nicht »überzog«. Dann könnte die Feder brechen, die das Uhrwerk antrieb, und die schöne Uhr würde kaputtgehen. Wenn ich sorgfältig mit ihr umginge, ermahnte mich der Großvater, könne mich diese Uhr durchs ganze Leben begleiten. Zwei Jahrzehnte später ging die Uhr nicht mehr, und es fand sich kein Uhrmacher, der sie hätte reparieren können. Der Großvater selbst hielt Armbanduhren für neumodisch und nicht standesgemäß. Sie seien etwas für Eilige, die selbst beim Auf-die-Uhr-Schauen noch Zeit sparen wollten. Er ...
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