Liebe, Pest und Ramelow
Die Pandemie in ihrer schizophrenen Phase
Pierre Deason-TomoryIm heißen Sommer 1999 habe ich »Die Pest« von Camus gelesen, bei Anne in der Wohnung, auf der Matratze liegend, ich trank Dosenbier und rauchte. Anne stand vor der Staffelei, selbst ein Bild. Im Hemdchen und mit zerzauster Mähne fixierte sie, die Augen zusammengekniffen, einen Punkt auf der Leinwand, eine f6 im Mund, den Pinsel in der Hand. Den tieferen Sinn des Romans habe ich nicht verstanden. Aber ich erinnere mich, dass die Menschen in Oran noch vor dem Ende der Seuche die Angst verlieren und wieder vor die Tür gehen, trinken und tanzen.
Unsere Pandemie hat jetzt ihre schizophrene Phase erreicht. Erneut steigen die Infektionszahlen, immer noch sterben jeden Tag Hunderte von Menschen, doch die Dämme bröckeln und werden bald brechen. Die Geduld der Menschen ist am Ende, das Vertrauen in die Maßnahmen der Politik weg. Erst fehlten die Vakzine. Dann wurden mehr als 1,4 Millionen Impfdosen von Astra-Zeneca nach Deutschland geliefert, aber nur rund 364.000 v...
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