Gestärkter Mythos
Anne Applebaum popularisiert die ukrainische Sichtweise auf die Hungersnot der frühen 1930er Jahre
Reinhard LauterbachNationen als »vorgestellte Gemeinschaften« existieren nicht ohne Mythen. Von denen gibt es grundsätzlich zwei Typen: Helden- und Opfermythen. Ukrainische Nationalisten haben sich dafür entschieden, die eigene Identität auf eine Leidensgeschichte zu gründen: die große Hungersnot im zeitlichen Umkreis der Kollektivierung Anfang der 1930er Jahre (ukrainisch: Holodomor). Sie forderte nach neueren Untersuchungen gut fünf Millionen Menschenleben, achtzig Prozent der Opfer kamen aus der Ukraine. Teilweise ist das ein statistischer Basiseffekt: Die Ukraine war das größte Landwirtschaftsgebiet der Sowjetunion, und sie war das bei weitem fruchtbarste, deshalb sollte aus ihr auch das Maximum an Lebensmitteln herausgeholt werden.
Die ukrainische Geschichtspolitik stellt diese Katastrophe als absichtlichen Völkermord der Moskauer Zentrale an dem Bauernvolk der Ukrainer dar – mit dem Ziel, dessen Drang nach nationaler Unabhängigkeit zu brechen. Die russische und ein gr...
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