Verhängnisvolle Ehrlichkeit
Vor zehn Jahren trat Horst Köhler vom Amt des Bundespräsidenten zurück. Die Motive hinter dem vorangegangenen Skandal bleiben ein Rätsel
Jörg KronauerKurz und knapp war sie, die Erklärung, mit der Bundespräsident Horst Köhler am 31. Mai 2010 vor die Presse trat. Die »Äußerungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr«, die er neun Tage zuvor getätigt habe, seien »auf heftige Kritik gestoßen«, stellte er in langsamen, gesetzten Worten fest. Die Kritik sei zu weit gegangen, beklagte sich Köhler, sie entbehre »jeder Rechtfertigung« – und vor allem: »Sie lässt den notwendigen Respekt für mein Amt vermissen.« Was kann ein Staatsoberhaupt tun, wenn ihm übel mitgespielt, wenn sein öffentliches Ansehen ruiniert wird? Köhler gab die Antwort: »Ich erkläre hiermit meinen Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten – mit sofortiger Wirkung.« Es folgten einige Formalitäten sowie das obligatorische »Es war mir eine Ehre, Deutschland als Bundespräsident zu dienen«; dann trat er ab.
Was war geschehen? In den Tagen vor dem 31. Mai 2010 hatte die Bundesrepublik ein teilweise geradezu absurdes Schauspiel erlebt. Bundespräsident ...
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