Der Spatz von Nürnberg
Minima ornithologica: Einfach ist ja nichts, aber einer wird sich behaupten
Jürgen RothAm Frauentorturm prügeln sich einige Russen und schneiden einem der ihren den Hals auf, zu verlieren haben sie die Ehre oder ihr Leben oder eine Flasche Schnaps, wir trinken Bier, es ist zehn Uhr morgens, Falstaff kommt uns in den Sinn.
Die Sonne steigt über die Stadtmauer, ein Krankenwagen fährt vor, an den Nebentisch im Straßengarten des »Pillhofer« setzen sich ein paar Jugendliche, zwei von ihnen wollten erst nicht hierherkommen, »weil da ein Krankenwagen steht«, wie sie sagen.
Eine halbe Stunde später wird ein Reinigungslaster der Städtischen Werke vor die Stadtmauer rangiert, ein Mann springt aus dem Führerhaus, entrollt einen Schlauch und spritzt das Pflaster ab, die Jugendlichen essen Bratwürste und Schweinshaxen und Suppen, der Sanker ist weg, die Russen sind weg.
Zwischen den Füßen beginnt es, das Frohtschilpen. Aus dem Handwerkerhof oder der Königstraße sind sie herangeeilt, vielleicht residieren sie an der Lorenzkirche, unter Giebeln, Simsen, ...
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