Als hätte K. nie existiert
Mario Holetzeck inszeniert am Theater Rudolstadt virtuos »Der Prozess« von Franz Kafka
Stefan AmzollAm Anfang tippelt eine Crew aus sieben Spielern in Anzug und mit Hut über die Bühne, angetrieben von einer Maschinenwelt um sie herum. Die Sequenz kehrt wieder. Auge und Ohr wähnen sich in einer Großraumtextilfabrik – mit Beschallung zwecks Erhöhung des Arbeitstempos. Wahnwitzig ist die Geschwindigkeit der über Lautsprecher eingespielten Orchestermusik, ohrenbetäubend klirrt die Mandoline. Sieben Personen wie Roboter im Getriebe. Tatsächlich schwindelt es einem beim Anblick der so gefährlich wie verloren anmutenden Gruppe. Etwas Schockierendes steht bevor.
Die Bühne spiegelt Stimmungen des Rationalisierungswahns der »Golden Twenties«, als die D-Züge und Autos in bislang ungeahntem Tempo durch die Lande brausten, derweil Tausende Räderwerke in den Großbetrieben klapperten. Das war das neue Rauschen seinerzeit, ausgelöst von expandierenden Industrien und von durch den Weltkrieg genährten militärisch-technologischen Schubkräften Europas. Doch die alten Insti...
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