Der Ein-Mann-Geheimdienst
Jörn Happel hat den Lebensweg des deutschen Diplomaten Gustav Hilger erforscht
Am 5. Mai 1941 fand in der deutschen Botschaft in Moskau eine Unterredung zwischen Botschafter von der Schulenburg und dem sowjetischen Diplomaten Wladimir Dekanosow statt, an der auch Botschaftsrat Gustav Hilger teilnahm. Die beiden Deutschen wiesen hier und in zwei nachfolgenden Gesprächen in einer so unmissverständlichen Weise auf den bevorstehenden deutschen Angriff hin, dass dies einem »Geheimnisverrat« gleichkam, wie Jörn Happel in seiner Biographie Hilgers schreibt. Sie empfahlen der sowjetischen Führung einen spektakulären Schritt, etwa einen Brief Stalins an Hitler, um das Verhängnis noch aufzuhalten. Zwölf Jahre später belieferte Hilger die CIA, der er dabei half, Ansätze für eine Annäherung an die UdSSR im Bonner Auswärtigen Amt ausfindig zu machen. Er lag nun, so Happel, ganz auf »der amerikanischen Linie, die die Koexistenzpolitik als ›Trojanisches Pferd‹ bezeichnete, um die Wachsamkeit des Westens zu schwächen«. Dennoch misstraute ihm die CI...
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