Trick 17: vergessen und vergeben
Wiglaf DrosteIn der Dortmunder Küche von Frau Brandi las ich auf dem Kalenderblatt zum Tage einen Satz des 1966 verstorbenen österreichischen Schriftstellers Heimito von Doderer: »Reif ist, wer auf sich selbst nicht mehr hereinfällt.« Ein kluger Gedanke, der einem etwas zum Selberdenken schenkt, ist ein guter Tagesbeginn; das bei Christen umläufige Wort »Tageslosung« meide ich dagegen strikt, denn seit der »Kinder lieben Schneider Bücher«-Lektüre von Wald-und-Flur-Schinken wie »Horst und das Raubwild« weiß ich, dass in der Jagdsprache das Wort »Losung« schlicht und schmutzig Tierkot bedeutet und halte es seitdem mit dem populären Vers: »Nur ungern nimmt der Handelsmann statt barer Münze Losung an.« Die Christen juckt die Doppeldeutigkeit des Losungswortes, sofern sie befähigt sind, sie als solche wahrzunehmen, nicht im geringsten; wer gläubisch ist, greift nach buchstäblich allem, was ihn in seinem Gläubischsein stärkt beziehungsweise gefangenhält.
Dass der zivilisator...
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