Briefe an meinen Körper (Teil 6 und 7 und Schluss)
Hagen BonnLiebe Zirbeldrüse,
ich weiß, dass Du sehr darunter leidest, dass die Menschen um Dich herum kaum noch Notiz von Dir nehmen, obgleich im Sprachgebrauch der Amateurpsychologen (Friseure, Hausfrauen, »Schauspieler« in den Vorabendserien der GEiZ-Sender) des öfteren von Dir die Rede ist, allerdings nur indirekt. Man spricht dann, wie nebenher, der oder die Person sei ja wohl ... »verkalkt«. Und da haben wir es! Also Dich!
Im Jahre 1918 sah man auf Röntgenbildern, dass Du, gemütlich versteckt im Epithalamus (irgendwo im Zwischenhirn hinten links), bei bestimmten Leuten gewissermaßen mit Hirnsand aufgefüllt warst. Da diese mit psychopathologischen Befunden versehenen Menschen alle sehr alt waren, leitete man ein Verkalkungstheorem ab. Es dauerte aber nicht lange, bis man feststellte, dass diese Verkalkung völlig normal ist. Je älter, desto verkalkter: ja, aber daraus eine Erkrankung des psychischen Apparates abzuleiten – nein.
Damit warst Du raus aus der ...
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