Als Bordsteinschwalbe in der Ukraine
Vor 40 Jahren zogen die ersten DDR-Bauarbeiter in den sowjetischen Osten, um die »Trasse der Freundschaft« zu bauen
Matthias KraußEine surreale Situation. Etwa ein Dutzend junger Männer, ein jeder im verschossenen schlamm- und ölverschmiertem Arbeitsdrillich, sitzen an einem langen Tisch und frühstücken nach 14stündiger Nachtschicht schweigend in der großen Speisesaalbaracke. Es ist morgendunkel, und auf einer Art Bühne wiegt sich ein Duo des Berliner Friedrichstadtpalastes in den Hüften und trällert: »Was macht das schöne Grün, wenn die Blüten erblühn...«. Die beiden Künstler mittleren Alters, er im Frack, sie in bunten Rüschen, singen früh morgens kurz nach sieben ein albernes Couplet nach dem anderen. Dass ihnen einige im Publikum den Rücken zuwenden, scheint sie nicht zu stören. Sie singen routiniert, es ist ihnen offenbar nicht zu blöd, und wir haben sie auch nicht gefragt.
Denn wir sind zu müde dafür. Nach dem Frühstück wird noch ein Bier getrunken, dann gehen die studentischen Hilfskräfte der Trassenbauer in ihr Barackenbett. So ist das hier in der tiefsten Ukraine, im S...
Artikel-Länge: 7639 Zeichen
Dieser Beitrag ist gesperrt und nur für Onlineabonnenten lesbar. Die Tageszeitung junge Welt finanziert sich vor allem aus den Aboeinnahmen. Mit einem Onlineabo tragen Sie dazu bei, das Erscheinen der jungen Welt und ihre Unabhängigkeit zu sichern.
Für Unentschlossene gibt es die Tageszeitung junge Welt auch am Kiosk, für 1,90 € wochentags und 2,30 € am Wochenende. Alle belieferten Verkaufsstellen in Ihrer Nähe finden Sie hier.
Vollen Zugriff auf alle Artikel bietet das Onlineabo. Jetzt bestellen unter www.jungewelt.de/abo.
Unverzichtbar! Jetzt junge Welt stärken.
Hilfe bei Einlog-ProblemenAbo abschließen
Gedruckt
Sechs mal die Woche: Hintergrund und Analysen, Kultur, Wissenschaft und Politik. Und Samstag acht Seiten extra.
Verschenken
Anderen eine Freude machen: Verschenken Sie jetzt ein Abonnement der Printausgabe.