Christoph Wenzels »tagebrüche« macht mit seinem Titel ein Faß auf. Um Brüche soll es da gehen, um Brüche im Alltäglichen. Der Mitherausgeber der Literaturzeitschrift [sic] und des gleichnamigen Verlags verfaßt lyrische Fotografien, die Umwelt und Gesellschaft durch das Objektiv betrachten. Das Konfliktpotential dieser Betrachtungen bleibt jedoch unausgeschöpft.

Wenzel erweist sich in den fünf Zyklen seines zweiten Gedichtbandes als präziser Beobachter, seine Lyrik ist eine des genauen Hinschauens. Ob Naturbetrachtungen, landschaftliche und gesellschaftliche Porträts oder Generationenbeziehungen: Die Texte haben sowohl Wiedererkennungswert in ihrer Detailtreue als auch Plastizität. »ein geräumiges freies draußen eine befremdung / der luft: gräserpollen feuchtes und ein schlucken // unter den gelösten schals«. An möglichem Konfliktpotential mangelt es zwar nicht, doch läßt sich Wenzel selbst wenig Freiraum, zeugt von wenig Eigensinn und traut sich nicht üb...