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Streiks gegen Armutslöhne in Heathrow
Ausstand des Sicherheitspersonals am Londoner Flughafen. 24 Prozent Reallohnverluste seit 2017
Die britische Gewerkschaft Unite setzt unbeirrt ihre Arbeitskämpfe fort. Am Donnerstag begann sie am Londoner Airport Heathrow, dem größten Flughafen Europas, zu streiken. Bis einschließlich Sonnabend müssen sich die Fluggäste auf längere Warteschlangen bei Kontrollen und Gepäckabfertigung einstellen, erklärte der Flughafenbetreiber. Um die Auswirkungen des Streiks zu minimieren, wurden kurzfristig 750 Streikbrecher von Leihfirmen angeworben, berichtet der Sender CNBC am Donnerstag.
Die Arbeitskämpfe im britischen Verkehrswesen gehören zu den längsten der aktuellen Streikwelle. Sie begannen bereits im Herbst. Die Unite-Mitglieder hatten in Heathrow bisher 15 Tage gestreikt, so etwa während der intensiven Reisezeit über Ostern und am Wochenende der Krönung Anfang Mai.
Die Passkontrolleure der PCS beteiligen sich diesmal nicht an den Streiks, dafür aber das gesamte Unite-Sicherheitspersonal, wodurch es auch bei Inlandsflügen am Donnerstag zu Verspätungen kam. In einer Mitteilung erklärte Unite, der Ausstand sei Teil des Kampfes gegen die vom Flughafen gezahlten »Armutslöhne«, die dazu geführt hätten, dass das Personal seit 2017 eine reale Lohnkürzung von 24 Prozent hinnehmen musste. »Unite hat dem Flughafen Heathrow Gelegenheit gegeben, ein verbessertes Gehaltsangebot zu unterbreiten, was zur Aussetzung des Streiks hätte führen können. Leider weigerten sich die Betreiber, ein Angebot vorzulegen, das den Erwartungen der Mitglieder gerecht werden könnte«, sagte Wayne King, Regionalbeauftragter für Unite, am Donnerstag.
Wenig überraschend widersprach der Vorstandsvorsitzende der Flughafengesellschaft. Für John Holland-Kaye ist das von ihm vorgeschlagene Zehn-Prozent-Gehaltsplus »ein großzügiges Angebot«. Gegenüber dem Independent versuchte John Holland-Kaye die Belegschaft zu spalten, indem er den Unite-Mitgliedern vorwarf, jene, die nicht in der Gewerkschaft seien oder das Angebot annehmen wollten, würden durch die »Verzögerungen bei Unite nun als Verlierer dastehen«.
Großzügiger als bei den Beschäftigten ist der Heathrow-Vorstand zu sich selbst. Über die nächsten fünf Jahre will er sich selbst und den Aktionären Dividendenzahlungen über 1,5 Milliarden Pfund ausschütten lassen. Unite-Generalsekretärin Sharon Graham kommentierte, das unterstreiche, »was alles mit dem Flughafen Heathrow nicht stimmt – riesige Auszahlungen an die Aktionäre, während die Arbeiter, die die Dividenden erwirtschaften, Armengehälter erhalten«.
Im Vergleich zu anderen Londoner Flughäfen werden die Heathrow-Beschäftigten besonders schlecht bezahlt. In Heathrow erhalten Arbeiter seit der Pandemie zwischen 5.000 und 6.000 Pfund pro Jahr weniger als ihre Kollegen in Stansted und Gatwick, so eine Berechnung von Unite.
Kurz vor Streikbeginn in Heathrow wurde am Donnerstag bekannt, dass auch die Unite-Mitglieder am größten schottischen Flughafen in Edinburgh für die Aufnahme von Kampfmaßnahmen gestimmt haben. 85 Prozent der Befragten votierten für einen Streik. Der Flughafen in Edinburgh gehört zum gleichen Betreiber wie der Londoner Airport Gatwick, wo die Belegschaft ein Zwölf-Prozent-Gehaltsplus und eine Einmalzahlung über 1.500 Pfund erhielt. Das fordert Unite auch für Edinburgh.