30.11.2007 / Schwerpunkt / Seite 3

Zur Person: Rafael Correa

Rafael Vicente Correa Delgado hat sich den Kampf gegen einen Feind auf die Fahnen geschrieben. Er werde unnachgiebig gegen die »Partidokratie«, die Parteienherrschaft, zu Felde ziehen, kündigte der 44jährige Wirtschaftswissenschaftler im Wahlkampf Ende 2006 an. Die Parteien seien schließlich für die Krise der Demokratie und die Korruption in dem südamerikanischen Land verantwortlich. Correa weiß, wovon er spricht: 2005 war er unter Präsident Alfredo Palacio in der Regierung, er kennt das System von innen. Nach nur drei Monaten trat er damals von seinem Ministeramt zurück. Er konnte seine Oppositionshaltung gegen den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank in der Staatsführung nicht durchsetzen. Sein Ausscheiden brachte Correa damals eine hohe Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung ein. So konnte er sich gut ein Jahr später bei der Präsidentschaftswahl gegen seinen rechtskonservativen Herausforderer Álvaro Noboa durchsetzen.

Ideologisch steht Correa seinem venezolanischen Amtskollegen Hugo Chávez und dessen bolivarischer Revolution nahe. Auch Correa strebt die Etablierung eines Sozialismus des 21. Jahrhunderts an. Die Komponenten sind die gleichen wie in Venezuela oder Bolivien: eine größere Rolle des Staates; Stärkung der Binnenwirtschaft gegen ausländische Unternehmensinteressen; mehr demokratische Teilnahme der Bevölkerung.

Mit dem Kongreß aber steht er auf Kriegsfuß. Seine Partei »Alianza País« hat bei den parallel zur Präsidentschaftswahl stattfindenden Parlamentswahlen 2006 keine Kandidaten nominiert. Statt dessen setzte Correa auf die Durchsetzung der verfassunggebenden Versammlung. Habe er damit Erfolg, das erklärte er von Beginn an, werde er der Verfassung gemäß den Kongreß auflösen, um nach Ende des Reformprozesses zu Neuwahlen aufzurufen. (hneu)
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