25.07.2007 / Sport / Seite 16

Doping-Randspalte

Ungeöffnet

Berlin. Im deutschen Radsport könnte es bald einen zweiten Doping-Kronzeugen geben. Nach Jörg Jaksche will anscheinend auch der unter Dopingverdacht stehende Patrik Sinkewitz eine Kronzeugenregelung in Anspruch nehmen. Sinkewitz werde sich in den nächsten Tagen offensiv den gegen ihn erhobenen Vorwürfen stellen und den Sachverhalt mit dem T-Mobile-Team und dem Bund Deutscher Radfahrer erörtern, teilte sein Anwalt am Dienstag mit. Bei dem von T-Mobile suspendierten Sinkewitz waren am 8.Juni in den Pyrenäen bei einer Trainingskontrolle der Nationalen Antidoping-Agentur extrem überhöhte Testosteron-Werte festgestellt worden. Sinkewitz’ B-Probe ist noch ungeöffnet. T-Mobile-Kommunikationsdirektor Christian Frommert: »Klar ist, sollte er die B-Probe nicht öffnen lassen, hat das ebenso die Entlassung zur Folge wie eine positive B-Probe«. T-Mobile will nach der Tour entscheiden, ob man sich komplett vom Radpsort zurückzieht, sagte Frommert. (sid/jW)

Unbejubelt

San Francisco. Der Baseball-Superstar Barry Bonds von den San Francisco Giants schickt sich an, den Jahrhundert-Homerunrekord von Hank Aaron (755) zu brechen. Das wäre im Normalfall in den USA Grund für endlose Jubelarien – wenn nur nicht der nagende Dopingverdacht jegliche Vorfreude auf das historische Ereignis überschatten würde. Bonds sichtlich aufgeblähter 43jähriger Körper ist nach Ansicht von Experten prall gefüllt mit Anabolika, doch überführt werden konnte er bislang nicht. Sein persönlicher Trainer Greg Anderson sitzt seit Monaten im Gefängnis, weil er sich weigert, Details über die seinem Athleten vorgeworfenen Dopingvergehen preiszugeben. Der Name Bonds fiel nicht nur im Dunstkreis des Balco-Skandals, auch vielen Kollegen sind die unnatürlichen Muskelmassen und vor allem die veränderten persönlichen Werte verdächtig. Bonds’ Helm soll in den letzten fünf Jahren eine volle Größe zugelegt haben, die Schuhe sogar drei. Laut einer aktuellen Umfrage gönnt nur jeder vierte US-Amerikaner Bonds die Bestmarke. Die Tageszeitung USA Today brachte die Stimmung auf den Punkt: »Warum wir nach Homerun 756 trauern sollten.« (sid/jW)
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