12.06.2007 / Betrieb & Gewerkschaft / Seite 15

Lesetips

»Rot-rote« Sünden

Der Aufmacher des aktuellen Express beschäftigt sich mit der Aufhebung des Ladenschlußgesetzes – und spart nicht mit Kritik. Zum einen trifft diese die Linkspartei.PDS, die sich als Berliner Senatspartei zum Vorreiter in Sachen Verlängerung der Ladenöffnungszeiten gemacht hat. »Rot-Rot – SPD und Linkspartei.PDS zeigen CDU/CSU/FDP, wo es langgeht. Ohne großes Getue stimmte die Linkspartei kurz nach ihrer schweren Wahlniederlage und noch vor der Wahl des Bürgermeisters Wowereit für die Abschaffung der Ladenschlußzeiten von montags bis samstags und für zehn verkaufsoffene Sonntage«, so der Express-Autor Anton Kobel. Aber auch für ver.di stellt er eine abnehmende Bereitschaft zur Verteidigung des Ladenschlußgesetzes in den vergangenen Jahren fest. 2006 schließlich sei »keine ernsthafte Mobilisierung« der Gewerkschaft mehr zu erkennen gewesen.

Ein weiterer Artikel von Nadja Rakowitz beschäftigt sich mit der Bilanz des sechsmonatigen Streiks beim Airline-Caterer Gate Gourmet. Im Zentrum steht dabei die Replik auf eine im Supplement der Zeitschrift Sozialismus erschienene Rezension des NGG-Sekretärs Horst Gobrecht, die Rakowitz als »den verächtlichsten Kommentar zu einem Arbeitskampf und dessen Aufarbeitung, den man seit langem in der gewerkschaftsnahen Presse lesen konnte« bezeichnet.

Express Nr. 5/2007 – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit. 16 Seiten 3,50 Euro. labournet.de/express

Kritische Bewegung

Der »Kritische Bewegungsdiskurs« möchte einen Ort bieten, an dem »theoretische Auseinandersetzungen nicht allein unter den Gesichtspunkten wissenschaftlicher Fragestellungen, sondern genauso unter denen der Fokussierung auf die Handlungsfähigkeit sozialer Bewegungen geführt werden«. So steht es im Vorwort zu dem Band »Prekarität – Neoliberalismus – Deregulierung«, in dem Beiträge zur gleichnamigen Veranstaltungsreihe aus dem Jahr 2006 verarbeitet wurden.

Explizit wenden sich die Initiatoren gegen in der Linken bestehende Einstellungen, die »dem Akteur ›Gewerkschaft‹ keine Relevanz mehr zutrauen« und stellen fest: »Sowohl Veränderungen an diesem System als auch seine Überwindung werden ohne die gewerkschaftlich Organisierten nicht möglich sein«.

Roland Klautke/Brigitte Oehrlein (Hrsg.): Prekarität – Neoliberalismus – Deregulierung. Beiträge des »Kritischen Bewegungsdiskurses«. VSA, Hamburg 2007. 212 Seiten, 11,80 Euro, ISBN: 978-3-89965-233-8

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