01.06.2007 / Feminismus / Seite 15

Rekordfliegerin feiert ihren 100.

München. Ein Vortrag des Atlantikpiloten Hermann Köhler löste bei Elly Beinhorn den Wunsch aus, Fliegerin zu werden. Gegen den Widerstand ihrer Eltern machte die Kaufmannstochter 1928 den Sportfliegerschein. Am Mittwoch konnte die Luftfahrtpionierin ihren 100. Geburtstag feiern. Sie lebt in einem Seniorenheim in Ottobrunn bei München.

Beinhorn lernte das Fliegen in einer Zeit, als es in den Maschinen weder Funk noch Radar und Autopilot gab – und in der Frauen keine Passagierflugzeuge steuern durften. Sie arbeitete deshalb ab 1929 als Kunstfliegerin bei Flugschauen. Die erste Leistung, die Beinhorn als Fliegerin bekannt machte, war 1931 ihr Alleinflug nach Afrika mit einem Kleinflugzeug. Sie erreichte ihr Ziel im heutigen Guinea-Bissau in 70 Flugstunden über eine Strecke von 7000 Kilometern und ohne moderne Navigationshilfen. Noch abenteuerlicher war ihre Notlandung wegen eines Ölrohrbruchs auf dem Rückflug. Beinhorn blieb vier Tage verschollen und marschierte zu Fuß 50 Kilometer durch die Wüste nach Timbuktu. Im Dezember 1931 brach sie zu einer erfolgreichen Weltumrundung per Flugzeug und Schiff auf. 1936 heiratete sie den Rennfahrer Bernd Rosemeyer, zog sich aus der Fliegerei zurück und wurde Mutter. Rosemeyer starb aber schon 1938 bei Weltrekordversuchen auf der Autobahn. Noch im selben Jahr begann Beinhorn wieder mit dem Fliegen und gab ihren Pilotenschein erst in den 70er Jahren ab.

(AP/jW)
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