14.04.2007 / Aktion / Seite 16

junge Welt überfordert?

Warum andere uns und wir uns selbst gerade etwas viel zumuten

Im Moment brauchen wir mal wieder mehr Kräfte, als sie uns eigentlich zur Verfügung stehen. Aber mit Ihrer Hilfe werden wir auch diese kritische Phase durchstehen. An dieser Stelle wollen wir einfach nur mal transparent machen, was uns gerade bewegt, beutelt und beschäftigt – neben den 1000 kleinen Dingen und der täglichen Aufgabe, eine brauchbare Zeitung zu machen.

Umstellung Aboverwaltung

Seit dem 1. April liegt die Aboverwaltung komplett in der Regie des Verlages 8. Mai GmbH. Zwei wichtige Hürden wurden dabei überwunden: Zum einen haben wir erstmals in der Geschichte der jungen Welt den Einzug der Abogebühren selbst vorgenommen. In der DDR und kurz danach war dafür der Postzeitungsdienst zuständig, später haben Dienstleister das für uns übernommen. Zum anderen kommen deshalb seit April auch die Produktionspläne für Druck und Vertrieb der jungen Welt anders zustande. Für diese beiden Vorgänge mußten Zigtausende von Daten in ein neues System übertragen werden. Deshalb kommt es schon mal zu Fehlern und Ungereimtheiten. Dank der guten Arbeit unseres Aboteams und der Unterstützung durch Dritte wie der AVZ hat die Umstellung im Großen und Ganzen erstaunlich gut funktioniert. Aber der Teufel liegt ja bekanntlich im Detail. So haben einige Leserinnen und Leser plötzlich neben der Frühzustellung per Trägerdienst eine zweite Ausgabe per Post erhalten. Dafür haben andere wiederum keine Zeitung bekommen, manchmal gibt es auch Fehler in oder mit der Rechnung. Dafür entschuldigen wir uns, haben Sie bitte etwas Geduld – aber nicht zuviel: Geben Sie uns unbedingt Hinweise, falls etwas nicht stimmt.

Umzug

Dummerweise dürfen wir die Umstellung der Aboverwaltung zeitgleich mit unserem Umzug in die Torstraße 6 bewältigen. Das ist auch ökonomisch ganz schön gewagt. Kosten entstehen für Ausbau und Ausstattung der neuen Räume und für den Umzug. Schön wäre es, wenn wir drei Monate zusätzlich Zeit hätten, um die vielen Detailfragen zu klären. Haben wir aber nicht, am 27.April wird gezogen und deshalb sind schon jetzt etliche Sonderschichten zu fahren. Die Kolleginnen und Kollegen haben schon mal angefangen, Notwendiges und Unnötiges in Schränken und Schreibtischen zu trennen und ersteres in Umzugskisten zu packen. Allein die kosten schon ein kleines Vermögen. Entlastung zeichnet sich durch den Umzugsfonds ab: Erste Spenden unserer Leserinnen und Leser machen sich dort wohltuend bemerkbar. Mit den hier auflaufenden Spenden wird unser Aktions­radius deutlich erweitert.

Prozesse

Leider wird auch in Zeiten von Umzug und Aboverwaltungsumstellung eifrig gegen uns prozessiert. Verraten können wir Ihnen, daß uns auch das viel Geld kostet. Vielmehr jedoch nicht – hat doch ein Richter vom Berliner Landgericht erst am 5.April 2007 folgendes verkündet: »1. Die Beklagte (also die junge Welt bzw. der Verlag 8. Mai GmbH, die Red.) wird verurteilt, es bei Vermeidung eines vom Gericht für jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 250000,00 €, ersatzweise Ordnungshaft, oder Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, letztere zu vollziehen an einem Geschäftsführer, zu unterlassen, über eine zivilrechtliche presserechtliche Auseinandersetzung zwischen dem Kläger und der Beklagten zu berichten und/oder berichten zu lassen, wie in Junge Welt vom 9. September 2006 auf der Seite 16 unter der Überschrift ›Junge Welt verletzt BKA-Mann‹ geschehen. 2. Die Kosten des Rechtsstreits trägt die Beklagte.« Nun dürfen wir Ihnen hier also gar nicht so genau erklären, um was es da eigentlich geht und schon gar nicht den Namen des Klägers nennen, weil er nach Auffassung des Vorsitzenden Richters nur ein einfacher Mann sei, an dem kein öffentliches Interesse besteht. Aber bisher wurde es uns ja nicht verboten, den Namen des Vorsitzenden Richters zu nennen: Es handelt sich dabei um Michael Mauk, uns nicht gänzlich unbekannt: Richter Mauk hatte uns bereits in der Sache eines Ministerialdirigenten, der ebenfalls als einfacher Mann nur seinen Geschäften nachging und die Thälmann-Gedenkstätte in Ziegenhals aufkaufte, um das Denkmal schleifen zu lassen und auf dem Gelände Stadtvillen zu bauen, in mehreren Urteilen verboten, den Mann beim Namen zu nennen. Auch hier konnte er kein öffentliches Interesse am Vorgang feststellen. Erst das übergeordnete Kammergericht hat diese Entscheidung aufgehoben und eine unzensierte Berichterstattung zugelassen. Der nächste Termin in Sache jenes Herrn, über dessen Prozesse gegen uns bzw. dessen Namen wir nicht nennen dürfen, findet nun am 3.Mai vor dem Berliner Kammergericht (Elßholzstr. 30–33) um 10.00 Uhr, Raum I/147, statt. Da der Prozeß öffentlich ist und dort sogar Namen genannt werden, kommen und staunen Sie.

Aktion 60 x 60

Ach ja, und dann machen wir da auch noch eine Aktion. Um den wachsenden Aufgaben gerecht zu werden, brauchen wir dringend die zum Ziel gesetzten 3600 Print- und Internetabos (und Umsteiger auf eine höhere Preisklasse), die wir im Laufe dieses Jahres erreichen wollen. Die Zahl rechts unten auf dieser Seite gibt mitnichten den Gesamtbestand unserer Abonnements an, wie eine Leserin vermutete (und es deshalb für einen schlechten Aprilscherz hielt). Nein, dort steht die bisher erreichte Zahl der Aktion: Bis Samstag, 14.April, haben wir demnach 765 von den 3600 erreicht, also 21 Prozent. Gerade weil wir aufgrund der vielen Aufgaben im Moment in Sachen Aktion schwächeln: Bitte unterstützen Sie uns vor Ort. Machen Sie die Zeitung bekannter, überzeugen Sie Freunde, Verwandte und Kollegen von einem Abonnement. Wir haben es dringend nötig.

Verlag, Redaktion, Genossenschaft
https://www.jungewelt.de/artikel/84709.junge-welt-überfordert.html