20.01.2007 / Aktion / Seite 16

Uns eint mehr, als uns trennt

Gute Gründe, warum die Tageszeitung junge Welt in diesem Jahr eine Stärkung in Form von 3600 Abonnements gut gebrauchen könnte, gibt es jede Menge. Drei weitere wurden in diesen Tagen deutlich: Zunächst die Rosa-Luxemburg-Konferenz: »Das war überhaupt die überraschende Quintessenz aus dieser lehrreichen Konferenz: Eine der Parteien oder Strömungen allein wäre nie in der Lage gewesen, alle an einen Podiumstisch und so viele in einen Saal zu bringen (...). Das kann heute offenbar nur eine kleine Zeitung, die junge Welt. Und sie hat das mit ihren Moderatoren prima gemacht. Nicht die üblichen endlosen Referate, nicht dieser übliche leicht leidende Tonfall, nicht das übliche ›Übereinander-Herfallen‹ in der Diskussion, sondern erstaunlich konstruktiv bei aller Schärfe«, heißt es auf der Homepage der WASG Bremen (wasg-hb.de). Damit diese kleine Zeitung so was auch künftig machen kann, darf sie auf Dauer nicht ganz so klein bleiben, braucht also mehr Abonnenten. Ein weiterer Beleg dafür, daß diese Zeitung dringend mehr Abos braucht, ist die Medienresonanz auf diese Konferenz: Sie fand so gut wie nicht statt. Lediglich das Neue Deutschland berichtete, reduzierte die Konferenz aber in einer Randspalte auf die Podiumsdiskussion und bemängelte dort – wie schon im Vorjahr – die angeblich fehlenden Antworten. Und das war es dann auch schon. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hatte sich zwar schon am Freitag vor der Konferenz und in ihrer Sonntagsausgabe wie die Berliner Morgenpost direkt nach der Konferenz ausführlich mit ihr beschäftigt – ohne sich jedoch einen Deut darum zu scheren, was dort tatsächlich stattfand. Wer also umfassend über linke Politik, Analyse, Kultur und Aktion informiert sein, sie gar wirksam werden lassen will, kann sich nicht auf bürgerliche Medien verlassen: Der braucht schon ein linkes, unabhängiges Medium wie die junge Welt. Wie gut sie diese hohen Ansprüche jedoch erfüllen kann, hängt allerdings auch vom Bestand an bezahlten Abonnements ab.

Um aber über linke Kultur und Politik berichten zu können, muß es die erst einmal geben. Und so ist auch das große Theater darüber, daß die junge Welt es als erstes nichtbaskisches Medium wagt, Batasuna ein Forum zu geben, sehr lehrreich. Die drei obengenannten bürgerlichen Zeitungen regen sich im großen Stil darüber auf, die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung geht sogar noch einen Schritt weiter. In ihrer Ausgabe vom letzten Sonntag belehrt ihr Autor Nils Minkar wortreich, wie es die Linke gefälligst anders zu machen habe: Zwar bräuchten alle Helden, aber bitte doch nicht solche wie Castro, Chàvez, die ETA und Chomsky. Und schon gar nicht diesen Abu-Jamal: »... seine Kolumnen in der Jungen Welt gehören zum Kanon der forschen Kapitalismuskritiker und Amerikahasser in der ganzen westlichen Welt – von den amerikanischen Universitätsstädten bis nach Paris und Palermo (...)«. Dabei würde es uns ja schon genügen, wenn die junge Welt zur Grundausstattung aller Kapitalismuskritiker im deutschsprachigen Raum gehören würde, die um eine sozialistische Perspektive kämpfen. Und damit wir hier einen Schritt weiter kommen, brauchen wir eben als nächstes 3600 zusätzliche Abonnements.

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https://www.jungewelt.de/artikel/80214.uns-eint-mehr-als-uns-trennt.html