30.12.2006 / Feuilleton / Seite 13

Vom Klimawandel

Das Jahr 2006 zählt zu den wärmsten Jahren seit 1901. Die Temperatur lag bundesweit bei 9,5 Grad Celsius und damit 1,3 Grad über dem Durchschnitt, wie der Deutsche Wetterdienst am Freitag mitteilte. Ohne die ungewöhnlich lange Kälteperiode zu Jahresbeginn hätte es vermutlich einen neuen Wärmerekord gegeben, hieß es. Neben dem Juli als heißestem und sonnigstem Einzelmonat seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen hatte 2006 auch den wärmsten Herbst seit über 100 Jahren gebracht.

Anderswo zeitigt der Klimawandel dramatischere Folgen. In der kanadischen Arktis hat sich ein 66 Quadratkilometer großes Stück Schelfeis vom Festland gelöst. Wissenschaftler sprachen von einem beunruhigenden Ereignis, das auf den Klimawandel zurückzuführen sei. Der Abbruch der Eismasse 800 Kilometer südlich des Nordpols ereignete sich bereits vor 16 Monaten, wurde anhand von Satellitenfotos aber erst kürzlich entdeckt. Das Ayles-Eisschelf war eines von sechs, die es in der kanadischen Arktis noch gibt. Sie bestehen aus bis zu 3000 Jahre altem Eis und schwimmen im Meer, sind aber mit dem Festland verbunden. Vincent verwies darauf, daß das verbliebene Schelfeis inzwischen 90 Prozent kleiner ist als zur Zeit seiner Entdeckung 1906.

Die Auswertung von Satellitenfotos und seismischen Daten ergab, daß das Eismassiv am 13. August 2005 abbrach. »Uns hat überrascht, wie schnell das geschah«, sagte Luke Copland von der Universität von Ottawa. Noch vor zehn Jahren habe man angenommen, daß der Klimawandel das Eis langsam abschmelzen lasse. Tatsächlich habe sich das Eis aber »plötzlich, innerhalb einer Stunde« gelöst.

(AP/ddp/jW)
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