21.09.2006 / Ausland / Seite 1

Türkei: Übersetzer vor Gericht

Istanbul. Die Kampagne nationalistischer Kräfte in der Türkei gegen Intellektuelle und Publizisten hat einen neuen Höhepunkt erreicht: In Istanbul sind zwei Übersetzer eines amerikanischen Buches vor Gericht gestellt worden, wie der Menschenrechtsverein IHD am Mittwoch mitteilte. Den beiden wird »Beleidigung des Türkentums« vorgeworfen, weil sie ein Buch des amerikanischen Autors John Tirman über die Folgen des US-Waffenhandels ins Türkische übertrugen. Gegen den türkischen Verleger des Buches läuft bereits seit dem vergangenen Jahr ein Verfahren. Nach Angaben von Amnesty International schreibt Tirman in seinem Buch »The Spoils of War«, daß die türkische Armee in den achtziger und neunziger Jahren in den Kurdengebieten des Landes Menschenrechtsverletzungen beging. Zudem enthalte das Buch eine Landkarte, auf der Teile des türkischen Staatsgebietes als kurdische Gebiete gekennzeichnet sind.

(AFP/jW)
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