16.05.2006 / Feuilleton / Seite 13

Hopper

Der große böse Mann aus »Blue Velvet« oder »24« wird morgen 70. Dennis Hopper spielte aber auch neben James Dean in »Giganten« und »Denn sie wissen nicht, was sie tun«. Und 1969 fuhr er in »Easy Rider« nicht nur Motorrad, sondern führte auch Regie. Damit schuf er das berühmte »New Hollywood«, bekam die Goldene Palme und wurde reich – und verrückt. »Was mich anging, war ich der größte verfluchte Regisseur, den Amerika jemals gesehen hatte«, schilderte Hopper dem Journalisten Peter Biskind für dessen Buch »Easy Riders, Raging Bulls« sein damaliges Selbstbild. Hoppers Mitstreiter hingegen erinnern sich an einen paranoiden und gewalttätigen Kontrollfreak, dessen Drogenkonsum ihn während der Dreharbeiten sogar hinter Gitter brachte. Der Kodarsteller und Produzent Peter Fonda sagte über ihn: »Dieser kleine Faschist war komplett durchgeknallt.«

War Hopper bei »Easy Rider« noch mit seinem unkontrollierbaren Verhalten durchgekommen, so ging er zwei Jahre später mit seinem nächsten Film »The Last Show« grausam baden. Nach einem Jahr im Schneideraum gewann das Werk zwar den Kritikerpreis beim Filmfestival in Venedig, verschwand aber nach nur zwei Wochen aus den Kinos.

Hopper irrlichterte im Anschluß durch die Filme von Roland Klick, Wim Wenders und Francis Ford Coppola und trank täglich 28 Bier plus zwei Liter Scotch, gewürzt mit ein paar Gramm Koks zum Wachhalten. Schließlich ließ er sich selbst in den geschlossenen Entzug einweisen, den er zweieinhalb Jahre nicht verlassen sollte. Von den Toten reinlich auferstanden, gab er danach bei jeder sich bietenden Gelegenheit den glaubhaften Ghost Face Killer. Ende gut, alles gut, und er spielt immer die schlechten. Außerdem sammelt er Kunst. (jW)
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