23.03.2006 / Inland / Seite 5

Kein Raum für Milosevic-Gedenken?

Absagen für zunächst zugesagte Räumlichkeiten von Rosa-Luxemburg-Stiftung und »Haus der Demokratie«

Die Deutsche Sektion des Internationalen Komitees für die Verteidigung von Slobodan Milosevic lädt für Samstag zu einer Gedenkfeier in Berlin ein. Die Wahl des Veranstaltungsortes gestaltete sich indes schwierig. Der zugesagte Saal in den Räumen der Rosa-Luxemburg-Stiftung stand plötzlich »an diesem Tag« doch nicht zur Verfügung. Auf die Frage, welcher andere Tag in Frage käme, war die Aussagefähigkeit abrupt erschöpft. Die Zusage des »Hauses der Demokratie und Menschenrechte« galt nur, bis Vorstand und Stiftung des Hauses von der Sache Wind bekamen.

All das erinnert an die Internationale Irak-Solidaritätskonferenz im März 2005, die aufgrund von Raumkündigungen ebenfalls ständig umziehen mußte. Klaus Hartmann, Sprecher des deutschen Milosevic-Komitees: »Damals hatte der ›Staatsschutz‹ bei den Vermietern interveniert, diesmal funktionieren vermeintliche ›Bürgerrechtler‹ und ›Linke‹ freiwillig als Staatsschutz de luxe. Mit antiserbischen Kriegszwecklügen und Milosevic-Dämonisierung sei ganze Arbeit geleistet worden. Aber wer der Gehirnwäsche nicht widersteht, für den sind ›Demokratie‹ und ›Freiheit Andersdenkender‹ die falschen Firmenschilder.«

Daß die Gedenkfeier doch noch in würdigem Rahmen stattfinden kann, ist der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde zu verdanken, die ihre Räume zur Verfügung stellt. Einen Tag, nachdem sich die NATO-Aggression zum siebenten Mal jährt, versammeln sich jene, die die NATO-Version der Geschichte nicht akzeptieren. Es sprechen u. a. Klaus Hartmann, Prof. Dr. Wolfgang Richter, Cathrin Schütz, Ralph Hartmann, Arnold Schölzel und Gordana Milanovic. (jW)

Gedenkfeier für Slobodan Milosevic am 25. März, 18.30 Uhr, GBM, Weitlingstr. 89, Berlin-Lichtenberg

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