06.02.2006 / Feuilleton / Seite 13

Aus der Bourgeoisie

Der diskrete Charme der Bourgeoisie: Für die in Hamburg geplante »Elbphilharmonie« sind offenbar neue Millionenspenden eingegangen. Zwei Kaufleute, die anonym bleiben wollten, hätten jeweils zwei Millionen Euro für das Prestigeprojekt zur Verfügung gestellt, berichtet der Focus. Drei Millionen Euro davon seien für den Bau am Hafen bestimmt, eine Million für die Förderung der Kinder- und Jugendkultur in dem neuen Konzerthaus. Damit seien innerhalb von fünf Monaten 54 der benötigten 70 Millionen Euro an Spenden für das »neue Wahrzeichen« der Hansestadt eingetroffen. Insgesamt kostet der Neubau, der bis 2009 fertiggestellt sein soll, rund 186 Millionen Euro. Was lernen wir abermals daraus? »Von Tag zu Tag wird es somit klarer, daß die Produktionsverhältnisse, in denen sich die Bourgeoisie bewegt, nicht einen einheitlichen, einfachen Charakter haben, sondern einen zwieschlächtigen; daß in denselben Verhältnissen, in denen der Reichtum produziert wird, auch das Elend produziert wird; daß in denselben Verhältnissen, in denen die Entwicklung der Produktivkräfte vor sich geht, sich eine Repressionskraft entwickelt; daß diese Verhältnisse den bürgerlichen Reichtum, d. h. den Reichtum der Bourgeoisklasse, nur erzeugen unter fortgesetzter Vernichtung des Reichtums einzelner Glieder dieser Klasse und unter Schaffung eines stets wachsenden Proletariats«. (Karl Marx: Das Elend der Philosophie, 1847).


(ddp/jW)

https://www.jungewelt.de/artikel/61927.aus-der-bourgeoisie.html