26.04.2024 / Sport

Pflichtakt Titelfight

Halbschwergewichtler Ardian Krasniqi verteidigt am Sonnabend in Nürnberg seine Deutsche Meisterschaft. Sein weiteres Etappenziel: Europameister

Oliver Rast

Sein Motiv: Gegner auf die Bretter schicken, in den Ringstaub. Mit klaren Händen, mit klaren Treffern. Klettert Ardian Krasniqi in das Seilquadrat, sucht er nach kurzem Abtasten die rasche Entscheidung. Der 27jährige Halbschwergewichtler (bis 80 Kilogramm) lässt seinen Kontrahenten in der Regel wenig Zeit zu punkten – seine Spezialität: Knockouts. In Serie. Der gebürtige Rottweiler ist seit zwei Jahren Profiboxer. Acht Fights, acht Triumphe, stets vorzeitig. Eine makellose Bilanz.

Der sportliche Höhepunkt bislang: die Deutsche Meisterschaft (DM) im September vergangenen Jahres. Gleichfalls eine schnelle Nummer – mittels plaziertem Haken zur Leber von Deniz Altz in Runde eins. Der vakante Titel des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB) war dem Fighter vom Magdeburger Boxstall Fides Sports nach anderthalb Minuten sicher.

Krasniqi verteidigt nun am Sonnabend in der »Kia Metropol Arena« in Nürnberg erstmals seine Deutsche Meisterschaft. Vor seinen schlagstarken Fäusten wird Andreas Masold erwartet. Ein erfahrener Normalausleger, indes mit durchwachsenem Kampfrekord: 22 Profiduelle, elf Pleiten. Dennoch, der erst 23jährige aus Neustadt an der Weinstraße hat schon mehrere Titelkämpfe absolviert, wenn auch erfolglos. Was steht in der Arena der Frankenmetropole noch auf dem Programm? Einiges. Etwa der Hauptkampf des Abends. Dort stehen Armend Xhoxhaj und Hüseyin Cinkara im Ring. Die Cruisergewichtler werden einen Eliminator, einen Ausscheidungskampf nach Version der International Boxing Federation (IBF) bestreiten. Die beiden haben nämlich zu klären, wer die neue Nummer eins der Rangliste im Limit bis 91 Kilogramm wird.

Klar ist, Masold soll für Krasniqi nur »eine Durchgangsstation« sein, sagte dessen Fides-Sports-Promoter Burim Sylejmani am Freitag im jW-Gespräch. Auf dem Weg wohin? Richtung Europameisterschaft (EM), in Etappen. Dann würden auch die Konterparts stärker. Denn Clinche mit Hochkarätern fehlen dem DM-Titelträger bislang auf den Punktezetteln. Das Problem: Für Promoter hierzulande werde es zunehmend schwieriger, »adäquate Gegner für den DM-Titel zu verpflichten«, berichtete das Fachportal boxen1.com am Dienstag. Zwar seien im deutschen Ranking viele Halbschwergewichtsboxer gelistet, »allerdings sind diese meist so erfahren, dass die geforderten Börsen in keiner Relation zum angestrebten Kampf stehen«. Eine Idee: ein innerdeutsches Duell zweier aus zwei Boxställen, »wobei jeder Promotor lediglich seinen eigenen Boxer finanziert«.

Von solcherlei Planspielen abgesehen, »ich bin mit Ardians Entwicklung sehr zufrieden«, so Sylejmani. Zumal er ein sehr talentierter Puncher sei – und »der neue Gentleman im Halbschwergewicht, wie einst Henry Maske«. Die Ambitionen kommen nicht von ungefähr. Und beim Nachnamen Krasniqi dürften Boxsportinteressierte hellhörig werden. Richtig, Ardian ist der Neffe von Luan Krasniqi, dem früheren Europameister im Schwergewicht. Sein Onkel ist sein Idol, menschlich, sportlich; das hat Ardian wiederholt öffentlich betont. Ferner ist das Coaching Familiensache. Ardian wird seit 15 Jahren von seinem Vater Agim Krasniqi trainiert. »Ich will unsere Geschichte weiterschreiben«, verkündete der Spross.

Zurück zum Titelfight, zum Pflichtakt. Dass Krasniqi auf dem Nürnberger Parkett straucheln könnte, glaubt kein Experte. Auch er nicht, logisch. »Nach meinem siegreichen Auftritt am Samstag bin ich für größere Aufgaben bereit«, ließ der Meister des BDB am Freitag jW mitteilen. Im Visier ein EM-Ticket. Wann solle das eingelöst werden? Krasniqi: »Sehr bald.« Zu einem Motiv gehört eine Mission. Die hat Sylejmanis Schützling.

https://www.jungewelt.de/artikel/474414.profiboxen-pflichtakt-titelfight.html