17.04.2024 / Kapital & Arbeit / Seite 1

BRD Schlusslicht beim Wachstum

IWF senkt erneut Prognose für Deutschland. China und Russland legen dagegen kräftig zu

Raphaël Schmeller

In keinem großen Industrieland wächst die Wirtschaft so langsam wie in der BRD. Das geht aus der jüngsten Konjunkturprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) hervor, die am Dienstag in Washington vorgestellt wurde. Demnach wird die deutsche Wirtschaftsleistung im Jahr 2024 nur noch um 0,2 Prozent zulegen. Im Januar hatten die Experten noch 0,5 Prozent Wachstum prognostiziert, im Oktober 2023 noch 0,9 Prozent. Auch für 2025 senkte der IWF seine Prognose für die deutsche Wirtschaft im Vergleich zum Januar um 0,3 Prozentpunkte auf nun 1,3 Prozent. Grund dafür sei die anhaltend schwache Verbraucherstimmung. Langfristig sorgt sich der Fonds mit Blick auf die Bundesrepublik vor allem um »strukturelle Probleme« wie den Rückgang der arbeitenden Bevölkerung und »Hürden bei Investitionen«.

Für die Weltwirtschaft insgesamt korrigierte der Währungsfonds seine Prognose dagegen nach oben – von 3,1 Prozent auf 3,2 Prozent. Trotz vieler »düsterer Vorhersagen« sei die Welt einer Rezession entgangen, sagte IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas. Dazu haben vor allem China, Indien und die USA beigetragen. Die Wirtschaft der Volksrepublik werde zwar weiterhin durch den anhaltenden Abschwung im Immobiliensektor belastet, urteilte der IWF. Wie schon im Januar rechnet die Organisation aber mit einem kräftigen Wachstum von 4,6 Prozent in diesem Jahr und 4,1 Prozent im Jahr 2025. Für Indien werden 6,8 und 6,5 Prozent prognostiziert. Auch die US-Wirtschaft entwickelt sich laut IWF »deutlich besser« als erwartet. Die Wachstumsprognose für dieses Jahr wurde um 0,6 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent angehoben. Im kommenden Jahr soll die größte Volkswirtschaft der Welt allerdings nur noch um 1,9 Prozent wachsen.

Ebenso verbesserte der IWF seine Prognose für Russland nach oben: Für das laufende Jahr rechnet der Fonds mit einem Wachstum von 3,2 Prozent (Januar: 2,6 Prozent), im kommenden Jahr sollen es noch 1,8 Prozent (Januar: 1,1 Prozent) sein.

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