10.04.2024 / Feuilleton / Seite 14

Nachschlag: Militärjargon unverschnitten

Interview | Di., 8.10 Uhr, DLF

Die Bundeswehr rückt mit einer kompletten Brigade ein, Litauen ist aus dem Häuschen. So erzählt es im Radio der Inspekteur des Heeres Alfons Mais, der gestern noch in Vilnius war. Überhaupt scheint der Generalleutnant bester Dinge zu sein. »Sehr positive Eindrücke« habe er mitgenommen, die »Litauer freuen sich sehr«, für die Brigade in einer Personalstärke von 5.000 Soldaten gebe es »zehnmal so viele Freiwillige wie wir eigentlich brauchen«. Vorbei die Zeit, in der solche Einsätze noch moralisch flankiert werden mussten. Der Jargon der Militärs wieder unverfälscht und unverschnitten. »Klassische Aufträge« einer Heeresbrigade seien zu erfüllen: »Verteidigen, Verzögern, Raum halten, Raum wiedergewinnen«. Besteht die Gefahr eines Wettrüstens zwischen NATO und Russland? Papperlapapp. »5.000 Soldaten sind angemessen.« Es geht um »Raum«, es geht um »Grenzlängen«, darum, aus der »Stolperdrahtsymbolik der Kleinkräftekontingente« herauszutreten. Für einen Kommisskopf wie Mais herrscht endlich militärischer Normalzustand. (brat)

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