08.04.2024 / Ausland / Seite 1

Israel zieht aus südlichem Gazastreifen ab

Palästinenser sollen offiziell Richtung Norden können. Kritik an Bericht zu Angriff auf Hilfskonvoi

Ina Sembdner

Israel beherrscht das Einmaleins der positiven Selbstdarstellung: Nach einem fragwürdigen Untersuchungsergebnis zur Tötung von sieben internationalen Helfern folgte am Sonntag der Abzug der Truppen aus dem Süden des Gazastreifens. Dies geschehe offiziell, »um sich zu erholen und auf weitere Operationen vorzubereiten«. Offenkundig soll der Anschein erweckt werden, dass US-Präsident Joseph Biden mit seinen »klaren« Worten nach dem Angriff auf den Konvoi von World Central Kitchen (WCK) beim Verbündeten Benjamin Netanjahu durchdringen konnte.

Der US-Präsident hatte ebenso klargemacht, dass eine großangelegte Bodenoffensive in Rafah ohne Evakuierung der mehr als eine Million Schutzsuchenden dort eine »rote Linie« für ihn wäre. Hunderttausende sollen nun nach Angaben eines israelischen Militärs wieder nach Khan Junis zurückkehren können, erklärte er der Jerusalem Post. Dann werde die »Evakuierung« der verbleibenden Zivilisten in Rafah einfacher, »ohne dass aktive, aggressive Maßnahmen ergriffen werden müssen, um sie zu bewegen«.

Mit der Bewertung des Berichts zum Angriff auf WCK halte man sich noch zurück, hieß es am Freitag (Ortszeit) aus Washington. »Wir werden uns Zeit nehmen und den Bericht sorgfältig prüfen.« Darauf will Australien, dessen Staatsbürgerin Lalzawmi Frankcom bei der Attacke getötet wurde, nicht warten. Außenministerin Penelope Wong forderte einen eigenen Sonderberater für die Ermittlungen. Die von Israel gelieferten Auskünfte seine »unzureichend«. Es gehe um »volle Transparenz« und darum, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

In dem Bericht wird behauptet, dass die Einsatzkräfte die fraglichen Fahrzeuge nicht mit WCK in Verbindung bringen konnten und zwei bewaffnete Männer identifiziert hätten. Beschrieben wird gleichzeitig, wie »die Fahrzeuge das Lagerhaus, in dem die Hilfsgüter ausgeladen worden waren, verlassen hatten«. Von WCK hieß es dazu, dass das eigene Video der Armee keinen Grund zeige, »auf unseren Personalkonvoi zu schießen, der keine Waffen transportierte und keine Gefahr darstellte«.

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