20.03.2024 / Ausland / Seite 7

Hunger als Waffe

Gaza: UNO wirft Israel Kriegsverbrechen vor

Jörg Tiedjen

Die UNO sieht Anzeichen, dass Israel im Gazakrieg Hunger gezielt als Waffe einsetzt. Die in dem Küstenstreifen grassierende Hungersnot, die durch jüngst von der Agentur Reuters veröffentlichte Aufnahmen belegt ist, sei eine Folge der »umfassenden israelischen Beschränkungen bei der Einfuhr und Verteilung von Hilfe und Handelsgütern, eine Folge der Vertreibung des größten Teils der Bevölkerung sowie der Zerstörung wichtiger Infrastruktur«, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte Volker Türk am Dienstag in Genf. »Das Ausmaß, in dem Israel die Einfuhr von Hilfsgütern weiterhin einschränkt, sowie die Art und Weise, in der es die Feindseligkeiten fortsetzt, kann auf den Einsatz von Hunger als Kriegsmethode hinauslaufen, was ein Kriegsverbrechen darstellt«, so Türk.

Das chinesische Außenministerium nannte die anhaltenden Kämpfe im Al-Schifa-Krankenhaus von Gaza-Stadt am Dienstag »Symbol« für dortige humanitäre Krise und forderte der Agentur WAFA zufolge einen »sofortigen Waffenstillstand und die Aufstockung der Hilfslieferungen«. Allerdings scheinen die Verhandlungen über eine Feuerpause in Katars Hauptstadt Doha laut dpa zunächst zum Stillstand gekommen zu sein. Aus Hamas-Kreisen habe es am Dienstag geheißen: »Wir müssen uns darüber im klaren sein, dass wir nicht weiter verhandeln können, solange das palästinensische Volk unter Beschuss steht – so wie gestern, als die Israelis das Schifa-Krankenhaus gestürmt haben.«

Ebenfalls am Dienstag warnte Katars Außenministerium vor einem weiteren militärischen Vorgehen Israels auch im Süden Gazas: »Jeder Angriff auf Rafah würde alle Bemühungen um eine Einigung über eine Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln behindern.« Zuvor hatten auch die USA als wichtigster Verbündeter Israels die geplante Bodenoffensive in Rafah als »Fehler« bezeichnet und eine israelische Delegation nach Washington beordert. Am Sonntag allerdings hatte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärt, dass kein äußerer Druck verhindern werde, dass die Offensive durchgeführt wird.

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