20.03.2024 / Ausland / Seite 7

Sudans Zukunft in Gefahr

Elf Monate Krieg: Kinder besonders betroffen

Ina Sembdner

Die Zukunft der Kinder Sudans sieht düster aus. Nach UN-Angaben gibt es in dem nordafrikanischen Land »heute die größte Kindervertreibungskrise der Welt«. Konkret meldete das Menschenrechtskommissariat am Montag, dass knapp ein Jahr nach Beginn des Kriegs zwischen Militär und Paramilitärs »24 Millionen Kinder von einer Generationenkatastrophe bedroht« seien. 19 Millionen ist der Schulbesuch verwehrt, vier Millionen sind vertrieben worden.

Der Ausschuss für die Rechte des Kindes habe wiederholt Angriffe auf Zivilisten und weitverbreitete Tötungen registriert, unter den Getöteten viele Kinder, die demnach auch Opfer von Vergewaltigungen werden – oder als Kindersoldaten zum Zwangsdienst an der Waffe rekrutiert werden. Und UNICEF prognostiziert den Tod Zehntausender weiterer Kinder, sollte es keine internationale Unterstützung geben. 3,7 Millionen Kinder sind bereits akut unterernährt, 730.000 von ihnen leiden an schwerer akuter Unterernährung. Bislang sind nach UN-Angaben jedoch lediglich vier Prozent der benötigten humanitären Hilfe finanziert.

Die Gewalt gegen Zivilisten geht dabei sowohl von der Sudanesischen Armee (SAF) als auch von den Rapid Support Forces (RSF) aus. In einem jüngst an die UNO gesandten Bericht von elf Organisationen aus dem Sudan wird den RSF etwa ein Massaker Mitte Februar mit mehr als 76 getöteten Zivilisten in Südkordofan zur Last gelegt. 16 Frauen und Mädchen seien während der dreitägigen Angriffe in Habila entführt worden. Sechs von ihnen berichteten laut einem Bericht des Ayin Networks vom Montag nach ihrer Freilassung von sexuellen Übergriffen in Gefangenschaft. Dutzende junge Männer würden weiter vermisst. Die SAF von De-Facto-Präsident Abdel Fattah Al-Burhan werfen währenddessen Bomben auf die Zivilbevölkerung. Am Donnerstag traf es die Al-Hadra-Grundschule in Südkordofan – elf Kinder und zwei Lehrer wurden getötet.

Insgesamt sind in den vergangenen elf Monaten mindestens 14.600 Menschen getötet und mehr als 26.000 verwundet worden – bei einem Gesundheitssystem, in dem 70 bis 80 Prozent der Krankenhäuser ihren Betrieb einstellen mussten.

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