16.03.2024 / Ausland / Seite 1

Destabilisierung als Ziel

Ukraine verstärkt im Umfeld der Wahlen in Russland Angriffe weit ins gegnerische Territorium hinein

Die Ukraine scheint gegenwärtig alles in die Schlacht zu werfen, um die Gelegenheit nicht verstreichen zu lassen, Russland während der dort laufenden dreitägigen Wahlen Schaden zuzufügen und es womöglich zu destabilisieren. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau wurde am Freitag morgen ein Versuch der Ukraine verhindert, mit Hubschraubern Truppen in die russische Region Belgorod zu fliegen. Kurz nach Öffnung der Wahllokale am Freitag wurde darüber hinaus mitgeteilt, dass die Flugabwehr über Belgorod »sieben raketengetriebene Granaten« in der Luft zerstört habe. Zwei Menschen sollen bei dem Angriff verletzt worden sein. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge mussten sich zudem Wähler in einen Luftschutzkeller begeben.

An den Vortagen bereits hatten im Dienste Kiews stehende Söldnertruppen – darunter ein Neonaziregiment – versucht, über die Grenze nach Russland vorzudringen. Dabei war es ihnen vorübergehend gelungen, in der Region Kursk das Dorf Tjotkino unter ihre Kontrolle zu bringen. Nach Angaben aus Moskau sollen bei der Abwehr der ukrainischen Vorstöße seit Dienstag 500 Kämpfer getötet und 1.000 weitere verletzt worden sein. Zu den guerillaartigen Attacken seien Sabotageaktionen hinzugekommen. Demnach vereitelte Russlands Inlandsgeheimdienst FSB am Freitag einen Anschlag auf Eisenbahninfrastruktur bei Belgorod. In Moskau selbst sei ein Mann festgenommen worden, der angeblich im Auftrag der Ukraine die Luftverteidigung mit Drohnen stören sollte.

Auch am Freitag beschränkten sich die ukrainischen Angriffe nicht auf die grenznahe Region. So wurde eine Raffinerie in Kaluga unweit von Moskau von Drohnen getroffen. Doch auch die russische Seite startete zahlreiche Luftangriffe. Allein im ukrainischen Odessa wurden am Freitag 16 Menschen durch russischen Raketenbeschuss getötet, darunter ein Sanitäter und ein Mitarbeiter des Zivilschutzes, wie der Gouverneur des Gebiets, Oleg Kiper, per Telegram mitteilte. Insgesamt seien 55 Menschen verletzt worden. Für den Sonnabend ordnete Kiper in der Hafenstadt Trauer an.

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