04.03.2024 / Ausland / Seite 2

Zahlreiche Schusswunden erfasst

Massaker in Gaza: Israel streitet militärisches Vorgehen gegen Hilfesuchende ab. UN-Sicherheitsrat »tief besorgt«

Ina Sembdner

Für die israelische Führung ist klar: »Die Behauptung, wir hätten den Konvoi vorsätzlich angegriffen und Menschen vorsätzlich Schaden zugefügt, entbehrt jeder Grundlage.« Dies erklärte Armeesprecher Daniel Hagari am Samstag abend und fügte hinzu, dass es eine gründliche Untersuchung des »Vorfalls« gebe. Das Militär habe alle Beweismittel sichergestellt, um den Sachverhalt aufzuklären. Am Sonntag hieß es dann, die meisten Opfer seien in dem Gedränge erdrückt worden, aus dem heraus israelische Soldaten angegriffen worden seien. Diese hätten daraufhin Warnschüsse abgegeben und einzelne Plünderer erschossen, die die Soldaten bedroht hätten. Das habe eine vorläufige Untersuchung durch das Militär ergeben, der eine weitere Untersuchung durch eine unabhängige Kommission folgen solle.

Am Donnerstag morgen waren nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza mindestens 112 Palästinenser getötet und 760 verletzt worden, als nahe der Stadt eine Hilfslieferung eintraf. Das vor Ort anwesende Feldteam der in Genf ansässigen Menschenrechtsorganisation Euromed hat nach eigenen Angaben dokumentiert, dass israelische Panzer heftig auf Zivilisten geschossen habe, die versuchten, am Nabulsi-Kreisverkehr humanitäre Hilfe zu erhalten. Die Ergebnisse einer vorläufigen Untersuchung zeigten zudem, dass Dutzende von Opfern Schusswunden erlitten haben und nicht, wie vom israelischen Armeesprecher behauptet, überfahren oder zerquetscht wurden, hieß es in dem Bericht vom Sonntag weiter. Das bestätigte auch der stellvertretende Direktor des Al-Awda-Krankenhauses in Gaza-Stadt, Mohammed Salha, gegenüber der US-Agentur AP: Von den 176 Verletzten, die in die Einrichtung gebracht wurden, wiesen 142 Schusswunden auf und die anderen 34 Verletzungen von einer Massenpanik.

Die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats gaben am Samstag ebenfalls eine Erklärung ab, in der sie ihre »tiefe Besorgnis« zu den Berichten zum Ausdruck brachten und den Schutz von Zivilisten einforderten. Am selben Tag bombardierte Israel ein Zeltlager in der Nähe eines Krankenhauses in Rafah, bei dem mindestens zehn Menschen getötet wurden. Am Sonntag folgte die Beerdigung von Zwillingen, die gerade einmal zwei Monate alt waren. Bei dem Angriff auf ihr Wohnhaus war auch der Vater der beiden getötet worden.

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