04.03.2024 / Inland / Seite 1

Ärztemangel verschärft sich

BRD fehlen jährlich 2.500 Mediziner. Anzahl von Ärzten ohne deutschen Pass in zehn Jahren verdoppelt

David Maiwald

In der BRD herrscht Ärztemangel. Während die Anzahl behandlungsbedürftiger Menschen in den kommenden Jahren steige, seien vier von zehn niedergelassenen Ärzten hierzulande mehr als 60 Jahre alt, berichtete die Augsburger Allgemeine am Sonnabend. Demnach müssten jetzt schon 2.500 ausgebildete Mediziner jährlich die Universitäten verlassen, »um die Qualität der medizinischen Versorgung bis zum Jahr 2040 aufrechtzuerhalten«. Laut Bundesärztekammer verließen 2022 rund 20 Prozent mehr Ärzte die BRD-Gesundheitsversorgung als noch 2021, »nachdem dieser Wert bereits im Vorjahr um rund 15 Prozent angestiegen war«. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hatte angesichts dieser Entwicklung bereits 2015 für verstärkte Anwerbung von Medizinern aus dem Ausland plädiert.

Das scheint aufgegangen zu sein. Mit rund 64.000 Ärzten aus dem EU- und Nicht-EU-Ausland arbeiteten in der BRD aktuell rund doppelt soviel Mediziner ohne deutschen Pass wie noch vor zehn Jahren, berichteten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Sonntag. Die meisten Mediziner warb die BRD laut Funke-Zeitungen aus Syrien, Rumänien, Österreich, Griechenland, Russland und der Türkei ab. Bei 421.303 berufstätigen Ärztinnen und Ärzten in der BRD (Bundesärztekammer, Stand Juli 2023) entspricht das einem Anteil von gut 15 Prozent. Seit 2019 nahm die Anzahl von Medizinern mit deutschem Pass demnach um fünf Prozent ab, während die Zahl nichtdeutscher Mediziner gleich geblieben sei.

Der Hauptgeschäftsführer der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Jürgen Hoffart, monierte gegenüber den Funke-Zeitungen »mangelhafte Sprachkenntnisse« in der Ärzteschaft. Trotz seit 2014 geltender Fachsprachenprüfung. Allerdings: »Wenn ich in die Eifel fahre, habe ich selbst Probleme, die Leute zu verstehen.«

Am Freitag rief der Marburger Bund an bundesweit 23 Unikliniken zum Warnstreik der Mediziner am 11. März auf. Allerdings nicht wegen Verständigungsproblemen mit den nichtdeutschen Kollegen, sondern aufgrund »mangelnder Kompromissfähigkeit der Länder«.

https://www.jungewelt.de/artikel/470553.fachkräfteeinwanderung-ärztemangel-verschärft-sich.html