29.02.2024 / Ansichten / Seite 8

Spaßbremse des Tages: MLPD-Jugend

Jakob Reimann

Wer die Debatte um die Legalisierung von Cannabis verfolgt hat, konnte dort schnell ein Muster erkennen: Der größte Unsinn zum Thema kommt von rechts. Zielsicher trafen Union, Polizeigewerkschaften und CSU-Drogenbeauftragte ins Schwarze und hielten unbeirrbar an ihren tausendmal widerlegten Lügen fest. Einstiegsdroge! Sterben kann man an diesen Marihuanaspritzen! Und denkt denn bitte auch irgendwer mal an die Kinder?! Nun bekommen die rechten Märchenerzähler Konkurrenz aus einer Ecke, die dem Kampf gegen das Kiffen doch eher unverdächtig schien: »Nein zur Cannabislegalisierung!«, poltert der Jugendverband der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) »Rebell«. Gegen »den Drogensumpf« wollen sie so angeblich kämpfen, diese schnarchnasigen Spielverderber.

Und an etwas ganz, ganz Großem sind sie dran, sehen hier finstere konterrevolutionäre Machenschaften am Werke. »Seit Jahresanfang«, heißt es in der Presseerklärung, »haben sich in Deutschland schon über Millionen Menschen an gewerkschaftlichen Kämpfen oder fortschrittlichen, oft regierungskritischen Massenprotesten beteiligt, darunter viele Jugendliche«. Und ausgerechnet jetzt »kommt die Bundesregierung mit dieser Legalisierung um die Ecke. Zufall? Wohl kaum!« Als Revolutionäre, als Kommunisten und Anarchisten machen wir uns über die Schweinereien und Manipulationen der Mächtigen natürlich keine Illusionen, doch bei diesem Geschwurbel bekommt das Wort Fremdschämen eine neue Dimension.

Kiffen als Revolutionsbremse also? Wie Union und AfD phantasiert der »Rebell« das Horrorszenario von einer BRD, die nach dem 1. April in einer einzigen riesigen Graswolke untergehen wird, und fordert daher ernsthaft die Rücknahme der Legalisierung. Sorry Leute, aber wenn ich nicht kiffen darf, ist das nicht meine Revolution!

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