27.02.2024 / Ansichten / Seite 8

Schwereloser des Tages: Anton Hofreiter

Arnold Schölzel

Einst sang »Major Tom«: »Dann hebt er ab und / Völlig losgelöst von der Erde / Schwebt das Raumschiff völlig schwerelos.« Der bayerische Bundestagsabgeordnete Anton Hofreiter (Bündnis 90/Die Grünen) ist ungefähr seit den Wahlen 2021 im politischen Orbit. Ein Ministeramt schossen ihm Baerbock und Habeck weg, und der heutige Vizekanzler soll ihn mit dem Trost in eine Umlaufbahn gebracht haben, Hofreiter könne Tierschutzbeauftragter werden. Ersatzweise stürmt der seitdem unentwegt an die Ostfront. So traf er in Kiew als einer der ersten deutschen Politiker schon am 10. April 2022 ein. Boris Johnson war aber schon da gewesen und hatte das Waffenstillstandsabkommen mit Russland zerfetzt. Hofreiter forderte ganz im Sinne Johnsons und wieder als so ziemlich erster Schützenpanzer für Kiew. Im Dezember 2022 definierte er Diplomatie mit China in »mit dem Colt auf dem Tisch verhandeln« um und sah die Ukraine nur mit 3.200 »Leopard«-Panzern ungefährdet. Inzwischen ist er lautstarker »TAURUS«-Besteller.

Am Montag durfte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sein Leid klagen, das all dem und seinem sonstigen Ökopazifismus folgte: »Zur Wiesn-Zeit, also beim Oktoberfest, muss ich den Münchner Hauptbahnhof weiträumig umgehen.« Warum ihm die Verlängerung des Wegs zum Bierzelt von antigrünen Wegelagerern aufgezwungen wird, ist ihm unerklärlich. Der »Ampel« sei es zum Beispiel »gelungen, die Energieimporte aus Russland ohne schwerwiegende Folgen innerhalb kürzester Zeit zu ersetzen«. Fette Konzernprofite und Preisexplosion für Heizung sind nicht schwerwiegend. Und überhaupt »kann es nicht sein, dass ein Dissens über Politik plötzlich als Rechtfertigung für Gewalt gilt«. Es sei denn bei deutschen Waffen gegen Russen. Seit Jahresbeginn ist Hofreiter Träger des »Verdienstordens der Ukraine III. Klasse«.

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