25.10.2023 / Ausland

Opfer von Anti-IS-Koalition verklagen Niederlande

Den Haag. Erstmals haben Opfer eines Luftangriffs der internationalen Koalition zur Bekämpfung des Islamischen Staates (IS) ein Land auf Entschädigung verklagt. Die Entschädigungsklage richtet sich gegen die Niederlande, wie die Anwältin der Opfer, Liesbeth Zegveld, am Dienstag vor Gericht in Den Haag darlegte. Die Kläger werfen dem niederländischen Staat vor, im Jahr 2015 mit der Bombardierung einer mutmaßlichen Munitionsfabrik der Dschihadisten im Irak ein »inakzeptables« Risiko eingegangen zu sein. Laut Zegveld handelt es sich bei dem von ihr vorgebrachten Fall um die weltweit erste Klage auf Entschädigung wegen der Luftangriffe der internationalen Anti-IS-Koalition.

Der bei der Anhörung am Dienstag anwesende Nebenkläger Kurdi Fadhil Mutlak berichtete, dass die Detonation alle Türen und Fenster zertrümmert und seine Tochter tödlich am Kopf verletzt habe. Ein weiterer Nebenkläger berichtete, dass er bei dem Luftangriff sieben Familienmitglieder verloren habe. »Alle waren unter den Trümmern«, sagte der ebenfalls vor Gericht anwesende Abdallah Raschid Salih. Neben Schadensersatz fordern die Hinterbliebenen vom niederländischen Staat eine offizielle Entschuldigung.

Nach einer im April 2022 veröffentlichten Studie von Forschern der irakischen Nichtregierungsorganisation Al-Ghad, der Friedensorganisation Pax und der Universität Utrecht wurden bei dem damaligen Luftangriff mindestens 85 Zivilisten getötet. Laut der Überwachungsorganisation Airwars.org hat die US-geleitete Koalition seit 2014 über 30.000 Luftschläge über dem Irak und Syrien durchgeführt. (AFP/jW)

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