03.02.2023 / Feuilleton / Seite 10

Im Hungerstreik

Der preisgekrönte iranische Filmregisseur Jafar Panahi soll verschiedenen Medien zufolge in den Hungerstreik getreten sein. Dies berichteten Kollegen am Mittwoch abend in den Social Media unter Berufung auf Panahis Familie. Seit Juli 2022 befindet sich der 62jährige im Ewin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt Teheran. Nach Angaben der Justiz sitzt der Regisseur dort eine sechsjährige Haftstrafe wegen »Propaganda gegen die Regierung« ab.

Panahi, der sich in seinen Filmen auch kritisch mit der Politik der Islamischen Republik auseinandersetzt, ist einer der international bekanntesten Regisseure des Landes. Für seinen jüngsten Film »No Bears« bekam er in Abwesenheit auf den Filmfestspielen in Venedig einen Spezialpreis der Jury. Er erhielt im Laufe seiner Karriere viele weitere Auszeichnungen, etwa 2015 den Hauptpreis der Berlinale für »Taxi Teheran«. Mehrere bekannte Regisseure sind im Iran inhaftiert, darunter auch der Berlinale-Gewinner Mohammed Rassulof. Im Rahmen der jüngsten Demonstrationen wurden zwischenzeitlich auch Schauspielerinnen inhaftiert, die sich mit der von Frauen angeführten Protestwelle solidarisiert hatten. Rassulof und Panahi hatten sich im Sommer vergangenen Jahres kritisch zum Einsturz einer im Bau befindlichen Einkaufspassage geäußert.

Auslöser der jüngsten Protestwelle im Iran war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam Mitte September. Sie war von der sogenannten Sittenpolizei wegen eines angeblichen Verstoßes gegen islamische Kleidungsvorschriften festgenommen worden. (dpa/jW)

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