26.01.2023 / Ausland

Alle Verdächtigen wegen Explosionskatastrophe in Beirut freigelassen

Beirut. Zweieinhalb Jahre nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut mit über 190 Toten sind alle Verdächtigen wieder auf freiem Fuß. Der libanesische Generalstaatsanwalt Ghassan Oweidat ordnete am Mittwoch ihre Freilassung an, wie es aus Justizkreisen hieß. Die Entscheidung ist eine weitere Schlappe für die ohnehin nur schleppend laufenden Ermittlungen zu der Katastrophe. Sie kommt zudem zwei Tage nachdem Richter Tarek Bitar die Ermittlungen nach über einem Jahr Stillstand wieder aufgenommen hat. Er erhob dabei Anklage gegen acht Verdächtige – darunter auch gegen Generalstaatsanwalt Oweidat. Richter Bitar bezeichnete die Freilassung der Inhaftierten als «rechtswidrig». Angehörige der Opfer drohten am Mittwoch mit Protesten.

Weil mehrere beschuldigte Ex-Minister, die sich durch die Ermittlungen bedroht sehen, Beschwerde gegen Bitar eingereicht hatten, lagen die Nachforschungen 13 Monate lang auf Eis. Ein Kassationsgericht sollte eigentlich entscheiden, ob der Richter wegen des Vorwurfs der Voreingenommenheit seinen Posten räumen muss. Ein Urteil liegt bislang nicht vor.

Bei der Explosion im August 2020 waren mehr als 190 Menschen getötet und rund 6.000 verletzt worden. Sie soll durch große Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sein, die über Jahre ohne Schutzmaßnahmen im Hafen gelagert wurde. Große Teile des Hafens und der anliegenden Wohngebiete wurden durch die Detonation zerstört. (dpa/jW)

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