08.10.2022 / Kapital & Arbeit

Galeria kündigt Tarifvertrag. Verdi übt Kritik

Düsseldorf. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria hat den mit der Gewerkschaft Verdi geschlossenen Sanierungstarifvertrag aufgekündigt. »Den Integrations- und Überleitungstarifvertrag ohne jede Vorankündigung zu kündigen, ist der Gipfel sozialer Verantwortungslosigkeit des Galeria Managements und der Eigentümergesellschaft Signa mit dem Hauptgesellschafter Benko an der Spitze«, erklärte Stefanie Nutzenberger, beim Verdi-Bundesvorstand für den Handel zuständig, am Freitag. Gerade die Beschäftigten hätten in der Vergangenheit das Überleben der Kaufhäuser durch einen Verzicht auf Entgelterhöhungen und Zusatzleistungen möglich gemacht. Galeria erklärte, das Unternehmen sei in einer »wirtschaftlich angespannten Situation gezwungen,(…) unseren Integrationstarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi zu kündigen, um unser Unternehmen wieder insgesamt nachhaltig zu stabilisieren«.

Folge dieser Kündigung sei das »Einfrieren« der Vergütung der Beschäftigten auf dem aktuellen Lohnniveau sowie »die Verpflichtung mit Verdi zu verhandeln, um den Tarifweg nunmehr an die neue Situation anzupassen«, teilte Galeria weiter mit. Der nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof aus dem Jahr 2019 abgeschlossene »Überleitungs- und Integrationstarifvertrag« sicherte Standorte und Beschäftigung sowie Entgeltleistungen für die Mitarbeiter.

Der Warenhausriese war in der Coronakrise erneut unter Druck geraten und griff auf staatliche Hilfen zu. Erst im Januar hatte die Bundesregierung das Unternehmen mit weiteren 220 Millionen Euro gestützt. Galeria hatte sich schon 2021 mit dem Bund auf einen Kredit in Höhe von 460 Millionen Euro verständigt. Galeria Karstadt Kaufhof gehört der Signa Holding des österreichischen Investors Rene Benko. Diese verfügt unter anderem über ein milliardenschweres Immobilienportfolio. (Reuters/jW)

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