15.08.2022 / Feuilleton / Seite 10

Auf dem Weg der Besserung

Nach dem Messerangriff auf Salman Rushdie soll der britisch-indische Autor auf dem Wege der Besserung sein. Er werde nicht mehr künstlich beatmet und habe am Sonnabend – einen Tag nach der Attacke auf offener Bühne – wieder sprechen können, berichtete die New York Times unter Berufung auf Rushdies Literaturagenten Andrew Wylie.

Der 75jährige Rushdie war während einer Lesung in einem Institut in Chautauqua im Westen des US-Bundesstaates New York schwer verletzt worden und hatte mehrere Stichwunden unter anderem an Hals und Bauch erlitten. Zu einem Tatmotiv gab es weiter keine Angaben. Vor Gericht schwieg der mutmaßliche Täter, der 24jährige Hadi Matar, am Sonnabend und ließ sich von seinem Pflichtverteidiger für »nicht schuldig« erklären, wie die New York Times und andere US-Medien berichteten. Ihm wurden demzufolge versuchter Mord zweiten Grades sowie Angriff mit einer tödlichen Waffe und der Absicht, eine Körperverletzung zu verursachen, vorgeworfen.

Auf Fotos war der Mann aus dem Bundesstaat New Jersey, dessen Familie aus dem Libanon stammt, mit weißer Mund-Nasen-Maske in gestreifter Häftlingskleidung und orangefarbenen Schuhen zu sehen. Er bleibe ohne Kaution weiter in Gewahrsam, schrieb die New York Times. Die nächste Anhörung soll demnach am 19. August um 15 Uhr (Ortszeit) stattfinden.

Vor Gericht erklärten die Staatsanwälte laut US-Medien, der Angriff auf den Autor sei vorsätzlich und gezielt gewesen. Matar sei mit einem Bus zu dem Institut im ländlichen Westen des Bundesstaates gefahren und habe sich dort ein Ticket gekauft, um am Freitag vormittag Rushdies Vortrag hören zu können. Der Autor hatte dort über verfolgte Künstler sprechen wollen und wenige Minuten vor dem Angriff die Bühne betreten.

Am frühen Sonntag gab es zunächst keine neuen Informationen über Rushdies Gesundheitszustand. Laut US-Medien wurde er weiter in einem Krankenhaus in Erie im angrenzenden Bundesstaat Pennsylvania behandelt. Sein Schriftstellerkollege Aatish Taseer hatte auf Twitter geschrieben, Rushdie mache schon Witze. Der Tweet wurde aber offenbar später wieder gelöscht.

Rushdie war jahrelang akut mit dem Tod bedroht worden, nachdem 1989 der religiöse und politische Führer des Iran, Ajatollah Khomeini, eine ­Fatwa mit einem Tötungsaufruf gegen den Schriftsteller veröffentlicht hatte. Khomeini hatte Rushdie wegen dessen Roman »Die satanischen Verse« der Gotteslästerung beschuldigt. (dpa/jW)

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