12.07.2022 / Sport / Seite 16

Langer, heißer Sommer

London. »Man kann kein Match gegen Nick Kyrgios vorbereiten. Er ist ein Tennisgenie«, meinte zumindest Goran Ivanisevic, derzeitiger Trainer von Novak Djokovic und selbst vierfacher Wimbledonfinalist nach dem Erfolg seines Schützlings im Wimbledonfinale am Sonntag eben gegen den »genialen« Nick Kyrgios, der aber lediglich den ersten Satz für sich entscheiden konnte. Djokovic gewann, übrigens an seinem achten Hochzeitstag, seinen insgesamt siebten Wimbledontitel mit 4:6, 6:3, 6:4, 7:6 (7:3). Es war sein vierter Titel hintereinander und sein 28. gewonnenes Wimbledonmatch in Folge. Nur Roger Federer hat mit acht Titeln häufiger an der Church Roard triumphiert als Djokovic, der mit Pete Sampras gleichzog. Kyrgios hingegen verpasste den Turniersieg als erst dritter ungesetzter Spieler nach Boris Becker 1985 und Ivanisevic 2001. In der ewigen Bestenliste bei Grand-Slam-Erfolgen liegt Djokovic nur noch einen Titel hinter dem 22maligen Major-Sieger Rafael Nadal, der wegen einer Bauchmuskelverletzung sein Halbfinale gegen Kyrgios absagen musste.

Während des Finales hatte sich der Australier von einer offenbar angetrunkenen Zuschauerin gestört gefühlt. »Ich spiele im Wimbledonendspiel gegen einen der besten Spieler der Geschichte. Da brauche ich nicht jemanden, der mich zwischen meinem ersten und zweiten Aufschlag anlabert«, so der 27ährige auf der Pressekonferenz nach seiner Niederlage. »Ich war schon einige Nächte in meinem Leben unterwegs und wusste, dass sie zu viel hatte.« Die Frau berichtigte dann am Montag in der Zeitung The Sun, sie habe lediglich zwei Drinks gehabt, aber unter der Hitze gelitten. »Es war die Temperatur, ich hatte keinen Hut auf. Es tut mir wirklich leid.«

Die Trinkerin war nicht der einzige kleine Zwischenfall am Finaltag. Ein Aktivist mit einer Botschaft zur Unterstützung der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai ist nach eigenen Angaben während des Finales von der Tribüne des Centre Courts entfernt worden.

Für Djokovics weitere Jahresplanung dürfte die Einreise in die USA zum Turnier in Cincinnati und den US-Open in New York das Hauptproblem sein. »Ich bin nicht geimpft und habe auch nicht vor, mich impfen zu lassen«, betonte er. Die Einreise in die Vereinigten Staaten erfordert bisher noch einen vollständigen Impfnachweis. Trainer Ivanisevic stellt sich aber schon auf »lange, heiße Sommerferien« ein, es sei denn, US-Präsident Joseph Biden »ändert seine Meinung« und lässt den ungeimpften Wimbledonsieger einreisen. (jW)

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