29.01.2022 / Kapital & Arbeit

Argentinien erzielt Durchbruch bei Schuldenverhandlungen

Buenos Aires. Nach monatelangen Verhandlungen über ein neues Kreditabkommen haben Argentinien und der Internationale Währungsfonds (IWF) eine Vereinbarung erzielt. »Wir haben uns mit dem IWF geeinigt«, sagte der argentinische Präsident Alberto Fernández am Freitag in einer Videobotschaft. Der Währungsfonds bestätigte die Einigung. Das neue Abkommen mit einer Laufzeit von zweieinhalb Jahren muss noch vom Exekutivkomitee des IWF und dem argentinischen Kongress gebilligt werden. Die Einigung verpflichte Argentinien nicht zu Kürzungen der Sozialausgaben und Investitionen oder zu einer Abwertung des Peso, sagte Fernández. Nach Angaben des IWF sollen allerdings die Energiesubventionen gekürzt und die Finanzierung der Staatsausgaben über die Notenpresse reduziert werden. Außerdem soll die Inflation von derzeit rund 50 Prozent deutlich gesenkt werden. Im Gegenzug wird Argentinien mehr Zeit für die Rückzahlung der Schulden eingeräumt.

Der IWF hatte Argentinien 2018 unter reichlich obskuren Umständen den größten Kredit seiner Geschichte über 57 Milliarden Dollar gewährt. Derzeit steht das südamerikanische Land beim IWF mit etwa 44 Milliarden US-Dollar (39,3 Milliarden Euro) in der Kreide. In diesem Jahr müssten rund 19 Milliarden Dollar getilgt werden. Angesichts der schleppenden Konjunktur und der hohen Inflation kann das Land das nicht stemmen. Allein am Freitag wurden 718 Millionen Dollar fällig.

Das Verhältnis zwischen Argentinien und dem IWF gilt als angespannt. Viele Menschen in der zweitgrößten Volkswirtschaft Südamerikas machen den Fonds für die verheerende Kürzungspolitik nach der Staatspleite Anfang der 2000er Jahre verantwortlich. Die linke Regierung hatte während der Verhandlungen immer betont, sich nicht zu einem scharfen Sparprogramm zwingen zu lassen. Die »Märkte« reagierten wohlwollend auf die Einigung. Argentinische Anleihen und Aktien legten am Freitag kräftig zu. Der Schwarzmarktpreis für US-Dollars in Argentinien gab dagegen deutlich nach. (dpa/jW)

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