08.10.2021 / Inland / Seite 5

Deutsche Wirtschaft: Geruch nach Stagflation

Berlin. In der deutschen Wirtschaft ist die Produktion im August wegen Material- und Lieferengpässen eingebrochen. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen vier Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit April 2020. Die Versorgungsprobleme etwa bei Halbleitern dürften nicht so bald behoben sein, es droht eine Herbstflaute. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sprach »mit Blick auf das vierte Quartal von Stagflation«. Der aus Stagnation und Inflation zusammengesetzte Begriff steht für nachlassende Konjunktur bei gleichzeitig stark steigenden Preisen. Die Teuerungsrate liegt aktuell mit 4,1 Prozent so hoch wie seit 1993 nicht mehr, da vor allem Energie mehr kostet. »Ein toxisches Gebräu, das schon leicht nach Stagflation riecht«, sagte auch Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. In der Autoindustrie ging die Produktion um 17,5 Prozent zurück, in der Industrie um 4,7 Prozent, in der Baufertigung um 3,1 Prozent. »Die Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten erwiesen sich als gravierender als bislang angenommen«, schrieb das Wirtschaftsministerium dazu. (Reuters/jW)

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